Oooh das kommt mir doch sehr bekannt vor... ;-) also...
Hi :)
also ich musste schon schmunzeln, als ich deine Story gerade gelesen habe. Hatte das Gefühl, dass ich selber schreibe.
Ich habe genau in einer solchen Situation gesteckt.
Tolle Ausbildung bei der Versicherung gemacht, hatte einen Freund, einen tollen Job bei meiner Versciherung (unbefristet und super Gehalt für damals mit Anfang 20), eigene Wohnung, eine tolle beste Freundin, ein Auto, viel gereist... ich hatte eigentlich alles was man sich wünschen konnte.
Ich war vorbelastet mit familiären Dingen zwischen meinen Eltern, aber ich dachte mir gut, nun sind die schwierigen Zeiten vorbei und du bist erwachsen.
Im Büro wollte ich nie sitzen (ich war heimlich immer der "Touristiker", wollte als Kind immer Reiseleiterin werden und um die Welt reisen) aber ich dachte mir, du hast n tollen Arbeitsplatz, verdienst viel Geld und hast echt gute Freunde dort gefunden.
Ich hatte einen lieben, netten, ruhigen und familiären Freund. Der perfekte Schwiegersohn. Ja was wollte ich mehr? (nachdem ich betrogen worden bin, dann völlig ausgerastet und nur arschlöcher kennengelernt hatte)
Ich hatte ständig das kleine Gefühl: wars das im Leben? Irgendwie fehlte mir der Zucker, zu dem Zeitpunkt konnte ich aber noch nicht definieren was es ist. Noch gings mir gut.Plötzlich bekam ich leichte Panikattacken die sich immer wieder wiederholten. HInzu viele psychosomatische Begleiterscheinungen. Ich entschied mich für eine lang seit der Teenagerzeit verschobene Psychotherapie. Und ging dort 1x die Woche hin. Ich dachte, DIE werden jetzt mein Problem lösen und alles wird gut. Ich hatte ja keine Ahnung.<irgendwie hatte ich das Gefühl, sie kann mir nicht helfen, es geschieht hier kein Wunder. Ich war dann völlig verzweifelt, weil ich das als meine letzte Möglichkeit sah. Ich dachte ich komme dort als ein neuer Mensch mit positiver Einstellung und Lebenslust wieder raus. Pustekuchen. Sie sagte mir, ich solle die DInge ändern, die mir nicht gut tun und das machen was ich machen möchte.
Aber die Dinge waren doch gut, brauchte doch nur noch die richtige Würzung.
Das Gefühl, es muss Bewegung ins Leben rein nahm immer stärker zu, da ich merkte mein Freund langweilt mich und wenn ich ehrlich bin mein Job auch. Aber ich hab den Fehler an mir gesucht und dachte es ist ne Phase, du musst einfach ein tolles Hobby finden oder eine Weiterbildung machen.
Kurzzeitig motiviert verscuhte ich mich umzuorientieren. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass mein Freund mich nicht "versteht", dass wir doch anders sind, er mich emotional einengt (ich war komplett das Gegenteil und hab mich ihm angepassr und bin auch ruhig geworden)
Ich belegte einen Gitarrenkurs und entschied mich für ein Studium. Dachte danach stehen mir alle Türen offen. Weil meinen Job kündigen konnte ich nicht. Der war ja gut! Und bis das Studium zu Ende ist ist ja noch Zeit... ich entschied mich für ein berufsbegleitendes Studium BWL. Weil dann verlier ich ja keine Zeit, war ja schliesslich SCHON 25 ... ich wollte doch bis spätestens 30 eine Familie gründen. Das mit dem Freund würde schon werden, wenn ich wieder meine innere Ausgeglichenheit fände.
Ich hatte mich auch sozial zurückgezogen, weil ich einfach unzufrieden war. Nicht unbewusst, aber ich merkte, dass ich immer weniger mit Leuten zu tun hatte, wobei ich doch "damals" immer so viele Freunde hatte und alle meinen Humor und meine liebevolle Art toll fanden... wo war diese in den letzten Jahren hin?
Ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr mir meine Beziehung psychisch schadede, nahm 20 Kilo in einem Jahr zu. Ich bin eigentlich eine Frau, die aufmerksamkeit von männern bekommt. Mich hat kein Mensch mehr angeguckt, weil ich nun nicht mehr dem "gesellschaftlichem" Ideal entsprach.
Meine Therapeutin hatte schon immer leicht angedeutet, dass er mir vielleicht doch nicht gut tut. Aber wieso,er tat mir doch nichts? Und er ist lieb und treu zu mir.
Gut, ich war ja nun auf dem Weg der Besserung, da ich das Studium begonnen hatte (was mich auch im Monat 300 Eur gekostet hat) Eine Perspektive, ein Lichtblick, neue Menschen, Neustart... (obwohl ich gar kein Lern-Typ bin)
Nein, all das was ich hatte war ja gut für mich. Das redete ich mir ein! Innerlich kam aber mehr...ach wieso hast du damals nicht einfach eine Lehre im Reisebürp gemacht oder bist RL geworden?! Ich träumte vor mich her. Aber man kann ja nicht alles haben. Und ich hab ja nicht umsonst ein 1er Fachabi gemacht um am Ende einen Unterbezahlten Dienstleistungsjob auszuüben (Erziehung Eltern)
So am Ende des Jahres. Ich hatte einen Job den ich nicht mochte, einen Freund den ich nicht liebte, 20 kilo mehr, ein hochschulstudium nebenberuflich, einen nebenjob, soziale ausgrenzung (meinerseits) und meine Therapie war zu Ende und hatte meiner Meinung nichts genutzt, ein Studium was mich überforderte und gar nicht interessierte...
Fazit: Ich fiel in ein Loch, weil ich meiner Meinung nach ALLES probiert hatte und nun? Mitten in der Vorlesung überkam mich eine Panikattacke und ich kriegte keine Luft mehr und musste ins Krankenhaus. Die Sicherheit im Beisein meines Freundes entwickelte sich in eine Unsicherheit.
Ich entwickelte heftigste Panikattacken, bis zu Todesängsten. Sowas hatte ich noch nie erlebt obwohl es mir in meiner Kindheit psychisch viel schlechter ging. Es überkam mich dann irgendwann nicht nur nachts sondern auch auf der Arbeit. Ich dachte ich muss sterben und drehe nun völlig am Rad und keiner kann mir helfen. Jeden Tag aufs Neue. Ich war am Ende meiner Kräfte. Meine Therapeutin wollte nicht mehr mit mir zusammenarbeiten weil sie meinte sie "kann" mir nicht mehr weiterhelfen, weil ich nicht bereit bin anzunehmen.
ich suchte verzweifelt nach ärzten, rief hier und da an, lies hier und da in foren. sie ärte wollten mich in kliniken schicken und mir tabletten geben. ich war dagegen und kämpfe wie eine irre. ich wollte das "anders" schaffen. was war denn mit mir los? ich lebte neben der spur, hatte das gefühl aus meinem körper ausgetreten zu sein und empfand nichts mehr. Es war so furchtbar. Ich war immer ein Kämpfer und konnte mir jeder Situation umgehen oder aushalten aber nun verlor ich die KOntrolle.
NUN KOMMT DAS POSITIVE :)
Das einzige wo ich noch krampfhaft hin ging war zum Gitarrenkurs (vielleicht weils nebenan war), Ich war gern bei ihr weil ich mich bei ihr gut fühlte aus irgendeinem Grund... ich vertraute mich ihr an, erzählte ihr von meinen Panikattacken.
Sie sagte mir ganz einfach: Du MUSST was ändern. Das sind Reaktionen deines Körpers, weil du dich in deiner Haut nicht mehr wohl fühlst. Sie hat mir Mut gemacht, meine Gedanken die ich für absurd hielt, umzusetzen. Sie hatte nämlich ähnliche Erfahrungen und hat sich mit 40 umorientiert.
Ich bin eines morgens aufgewacht und dachte JETZT musst du was ändern und ich mache nun das WAS ich will und was ich vom HERZEN will und nicht etwas, was ich meine, dass mir gut tut. Nach dem Motto: Friss oder stirb!
Ich kündigte das Studium. Entschied mich für einen Neuanfang. ich wollte in die Tourismusbranche. Ich entschied mich für eine neue Ausbildung von der Pike auf. ich wollte damit auch meine Vergangenheit aufarbeiten und nochmal neu anfangen. Ich bewarb mich nur bei einer Firma. Und vom ersten Schritt an hat es so gut getan. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass es eine Fehlentscheidung war (sicheren Job kündigen, neue Ausbildung mit 25!! etc) aber es fühlte sich verdammt so gut an. Ich hab die Ausbildung bekommen, auch noch in einer anderen Stadt (so dass ich zu den "Altlasten" auch Abstand nehmen konnte), meinen Job im Büro innerhalb von 3 Wochen gekündigt, meinem noch Freund gesagt dass ich 200 km weiter weg umziehe... es war geil! Ich habe diesen Schritt nie bereut. Ich hab schwierige Tage gehabt, aber ich habe mich immer so gut gefühlt in dem was ich tue. Ich hab mich auf meine Arbeit gefreut. ich war so stark ich hätte bäume ausreissen können und einmal zum mars hin und zurück laufen können. plötzlich waren alle psychosomatischen beschwerden weg, habe das erstemal im leben durchgeschlafen, ich habe glück gespürt.
aber da war die sache mit dem freund. ich hatte schon immer wahnsinnige angst allein zu sein. ich war doch nun glücklich also würde das schon mit der beziehung werden. aber immer wenn er da war oder ich bei ihm... ich fühlte mich nicht mehr wohl. und irgenwann nahm ich meinen ganzen mut zusammen und ich habe mich von ihm getrennt. ich dachte mir würde es richtig mies gehen, aber kaum waren die worte ausgesprochen, hab ich mich so frei und gut gefühlt. wir sind heute noch gute bekannte.
was ich damit sagen will: Die Gesellschaft und der Verstand zwingen uns manchmal zu Dingen, die wir nicht wirklich vom Herzen wollen. Wir machen Sachen, wo wir denken, dass sie uns gut tun. Ich wollte nicht wahrhaben, dass mein Problem ganz wo anders lag, als ich es mir einredete. Ich hatte einfach Angst vor solch einer "unsicheren" Veränderung.
Manchmal dauert es eben bis es "KLICK" macht und wir müssen genau hinschauen, was wir wollen, denn nichts ist unmöglich :-)
Und besser spät als nie!
LG und trau dich auf dein Herz zu hören! :-)