Mit 16/17 kann man so etwas nicht abfangen
Was das mit der Therapie und dem "geheilt" angeht - da darf ich in einem öffentlichen Forum nichts dazu sagen.
In dem Alter, wo Du warst - hat man die Vorwürfe und die Zweifel, obwohl man nichts hätte tun können. Das kann man einfach mit 16 / 17 Jahren nicht. Das ist selbst für Menschen über 20 teilweise nicht möglich.
& meine Geschichte...
Ich war 19, als ein guter Bekannter (er war da 25) tagelang an der Kippe zu einem Rückfall in die Heroin-Abhängigkeit stand.
Ich wusste, dass er mal heroin-abhängig war, ich wusste auch, dass in seiner Kindheit so manches vorgefallen war, was ihn sein Leben lang begleitet hat und ich wusste auch von den Schwierigkeiten, die er aktuell hatte.
Aber was wusste ich ernstlich über Abhängigkeit, Drogen, Sucht? Die üblichen Klischees: Kriminalität, Strich, Obdachlosigkeit, Verwahrlosung, Tod - nichts davon kann erklären, wieso jemand das *wollen* könnte.
Nichts davon ist hilfreich, wenn man so einer Situation gegenübersteht, weil ich nicht mal einen Schimmer hatte, wo da überhaupt die Zweifel sein könnten, wo die Frage eigentlich ist. Die Vorstellung, die ich von Heroin-Abhängigkeit hatte, war: Ein gemeiner und böser Dealer macht unschuldige Menschen abhängig, indem er ihnen gegen ihren Willen etwas spritzt und dann sind die abhängig. Die Möglichkeit, dass man Jahre danach dahin zurück wollen könnte, lag völlig außerhalb meiner Welt. Immerhin bin ich darauf gekommen, dass ich ihn in dieser Situation nicht danach fragen kann, was daran wünschenswert ist.
Aus heutiger Sicht: Ich war ein dummes, naives Kind.
Mir Hilfe dabei suchen... Kommilitonen, Bekannte, "Kumpels" - da wären auch nur die gängigen Vorurteile gekommen. Meine Eltern / Familie - völlig ausgeschlossen, deren einzige Reaktion wäre gewesen, mir den Kontakt zu untersagen. Tja wen sonst? Wir hatten im Jugendclub einen Sozialarbeiter. Sein Rat war, eben die Bullen hinzuschicken - würde zu weit führen, das zu erklären, aber abgesehen davon, dass ich so etwas zwischenmenschlich erbärmlich finde (und selbst niemals verzeihen würde), wäre das für ihn völlig falsch gewesen.
Ich habe es zum Glück irgendwie hingekriegt - also vielmehr: er hat es hingekriegt und ich war irgendwie dabei. Die Narben aus dieser Zeit trage ich noch heute auf der Haut, die in der Seele sind um einiges besser verheilt. Ich war so verdammt hilflos, überfordert und hatte unglaubliche Angst, bei etwas derartig wichtigem zu "versagen" und damit die Schuld daran zu tragen, wenn er zur Nadel zurückkehrt.