Anzeige

Forum / Psychologie & Persönlichkeit

Abschied von Familie - Pädophiler Stiefvater

Letzte Nachricht: 27. Oktober um 23:29
U
user309158765
21.10.23 um 18:09

Ich bin mittlerweile schon Mitte 30. Meine Teenager-Zeit ist also schon längere Zeit her, aber diese Zeit hat mich lange geprägt und hat auch jetzt noch Einfluss auf mich. Während ich im Teenager-Alter war, wurde ich von meinem Stiefvater sexuell belästigt und es kam zwei Mal zu einem Vorfall, bei dem er mich "unsittlich" zwischen den Beinen angefasst hat. Meine Mutter glaubte mir nicht, redete mir ein, ich würde mir das ausdenken und hielt mich für bösartig. Gleichzeitig verlangte sie von mir, "normal" zu sein, während ich ca. 20kg zunahm, zwischenzeitlich aufhörte zu sprechen und eine gewisse Angst vor Männern entwickelte. Sie warf mich mit 18 J. raus und ich behielt einen distanzierten Kontakt zu meiner Familie (mit dem Preis auch die Anwesenheit des Pädophilen zu ertragen). Irgendwann Ende 20 machte ich eine Therapie und lernte, dass nicht ich diejenige war, die etwas falsch gemacht hatte und fing an, öffentlich darüber zu reden. Erst dann haben meine Schwestern erzählt, dass es bei ihnen ähnlich war. Meine Mutter hat mit mir seit dieser Zeit einen Pakt geschlossen, bei dem ich nicht mehr genötigt wurde, die Anwesenheit dieses pädophilen Menschen zu ertragen. Ein paar Jahre ging das gut, aber nun kam meine Mutter auf die Idee, den Pakt zu brechen und mich bei einem Familienfest auszuladen. Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich mich endgültig von meiner Familie trennen möchte. Es ist eine toxische Familie, die einen pädophilen Mann unterstützt. Mit solchen Menschen möchte ich nichts mehr zu tun haben. Der Pädophile ist ein Täter und meine Familie sind Mittäter, die Hilferufe ignoriert haben und nach wie vor der Meinung sind, irgendein seltsames "Familienkonstrukt" aufrecht zu erhalten. Moralisch ist dies verwerflich. Sie sind zu keiner Einsicht bereit und leben in ihrem Netz aus Lügen. Ich möchte mich stattdessen nur mit anderen, netten Freunden umgehen. Es fällt mir aber schwer innerlich komplett loszulassen. Habt ihr Tipps?

Mehr lesen

laura13
laura13
24.10.23 um 13:44

Hallo!

Das was du erleben musstest, oder musst, tut mir so wahnsinnig leid für dich. Man ist sprachlos, wenn man deinen Text liest. Ich weiß auch gar nicht welches Verhalten schlimmer ist, die deines "Stiefvaters", oder das deiner "Mutter". Ich frage mich immer was das für "Mütter" sind die ihrem Kind sowas Grausames nicht glauben und einen Mann vor das Wohlergehen ihres eigenen Kindes stellen. Es zulassen, dass sowas passiert und dann noch zu behaupten, das Kind würde lügen. Es ist sicher schon schwer genug sowas zu erzählen und dann wird einem das noch nicht mal geglaubt. Das macht mich unfassbar wütend.

Ich kann dir diesbezüglich keine wirklichen Tipps geben, außer, dass du den Kontakt mit solchen Menschen abbrechen solltest, auch wenn es schwer fällt. Außerdem -ich weiß nicht inwiefern es rechtlich möglich ist- wäre es gut, wenn dieser Mistkerl angezeigt werden würde. Zum Schutz anderer Kinder. Ich weiß, dass das sicher schwer ist und natürlich kann das auch niemand von dir verlangen. Aber im Grunde gehört so jemand sofort weg aus der Gesellschaft. Sich an Kindern zu vergehen ist das schlimmste Verbrechen welches es überhaupt gibt.

Warst du in Therapie? Psychologen? Selbsthilfegruppen?  Oft helfen Erfahrungsberichte von anderen, wobei ich nicht sicher bin, ob bei geschilderten Erlebnissen nicht gewisse Trigger entstehen könnten. Sexueller Missbrauch und dann noch keinen familiären Rückhalt zu haben, hinterlässt seine Spuren. Das gehört meist aufgearbeitet, aber auch das musst du für dich entscheiden, weil nur du selbst weißt, was dir gut tut bzw. helfen könnte. Da könntest du dann auch das Verhalten deiner Mutter besprechen und vielleicht Tipps bekommen, wie man damit umgeht. Eventuell gibt es im Internet einschlägige Foren für Betroffene, aber damit kenn ich mich jetzt zu wenig aus.


Außerdem kann es nicht sein, dass so viele Menschen wissen, dass ein Pädphiler rumrennt und nichts getan wird. Ich weiß, rechtlich ist es da oft schwer, aber so jemand ist eine potentielle Gefahr für andere Kinder. Wenn du dich mit deinen Schwestern zusammentun würdest, könntet ihr gemeinsam aber vielleicht etwas bewirken. Ich weiß, dass das schwer ist und vielleicht fühlst du dich aktuell auch noch nicht bereit, aber so jemand darf nicht ungeschoren davonkommen. Zudem besteht einfach die Gefahr, dass es weiter Opfer geben wird. 

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute, und hoffe, dass der Kontaktabbruch irgendwann nicht mehr so schwer sein wird und du ein halbwegs unbeschwertes, glückliches Leben führen kannst.

Gefällt mir

Kannst du deine Antwort nicht finden?

Anzeige
S
spiff80
27.10.23 um 23:29
In Antwort auf user309158765

Ich bin mittlerweile schon Mitte 30. Meine Teenager-Zeit ist also schon längere Zeit her, aber diese Zeit hat mich lange geprägt und hat auch jetzt noch Einfluss auf mich. Während ich im Teenager-Alter war, wurde ich von meinem Stiefvater sexuell belästigt und es kam zwei Mal zu einem Vorfall, bei dem er mich "unsittlich" zwischen den Beinen angefasst hat. Meine Mutter glaubte mir nicht, redete mir ein, ich würde mir das ausdenken und hielt mich für bösartig. Gleichzeitig verlangte sie von mir, "normal" zu sein, während ich ca. 20kg zunahm, zwischenzeitlich aufhörte zu sprechen und eine gewisse Angst vor Männern entwickelte. Sie warf mich mit 18 J. raus und ich behielt einen distanzierten Kontakt zu meiner Familie (mit dem Preis auch die Anwesenheit des Pädophilen zu ertragen). Irgendwann Ende 20 machte ich eine Therapie und lernte, dass nicht ich diejenige war, die etwas falsch gemacht hatte und fing an, öffentlich darüber zu reden. Erst dann haben meine Schwestern erzählt, dass es bei ihnen ähnlich war. Meine Mutter hat mit mir seit dieser Zeit einen Pakt geschlossen, bei dem ich nicht mehr genötigt wurde, die Anwesenheit dieses pädophilen Menschen zu ertragen. Ein paar Jahre ging das gut, aber nun kam meine Mutter auf die Idee, den Pakt zu brechen und mich bei einem Familienfest auszuladen. Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich mich endgültig von meiner Familie trennen möchte. Es ist eine toxische Familie, die einen pädophilen Mann unterstützt. Mit solchen Menschen möchte ich nichts mehr zu tun haben. Der Pädophile ist ein Täter und meine Familie sind Mittäter, die Hilferufe ignoriert haben und nach wie vor der Meinung sind, irgendein seltsames "Familienkonstrukt" aufrecht zu erhalten. Moralisch ist dies verwerflich. Sie sind zu keiner Einsicht bereit und leben in ihrem Netz aus Lügen. Ich möchte mich stattdessen nur mit anderen, netten Freunden umgehen. Es fällt mir aber schwer innerlich komplett loszulassen. Habt ihr Tipps?

Ich bin fassungslos über das, was Du erfahren musstest, ja und dann noch immer erfahren musst. Ich bewundere Dich aber für die Stärke und Abgeklärtheit und dass Du deinen Weg gehst.

Für Kinder sollte die bedingungslose Liebe und aufopfernde Unterstützung der Eltern, also bei Dir der Mutter, selbstverständlich sein und sie brauchen das. Je mehr Kinder das aber nicht erhalten, desto mehr streben sie danach - was zur Folge hat, dass sie noch weniger die Eltern loslassen und lossagen können. Das ist brutal.

Ich denke, die meisten Menschen bräuchten in diesem Prozess professionelle Unterstützung.

Da ich neben Dir ein verwöhntes Weichei bin, kann ich Dir keinen Rat geben. Aber ich bin in Gedanken bei Dir und wünsche Dir, dass Du Hilfe, sei es professionelle oder von Freunden erhälst und ich wünsche Dir alle Kraft die Trennung von der Familie zu vollziehen.

Gefällt mir

Anzeige