Ich habe leider keinen richtigen Ratschlag für dich, allerdings vollstes Verständnis. Ich finde Schwangerschaften auch sehr "abartig"...habe eine Schwangerschaft+Geburt hinter mir.
Hatte während der Schwangerschaft sehr große Angst vor der Geburt. Die Besuche beim Frauenarzt empfand ich erniedrigend und stressig, die Ultraschalluntersuchungen waren gruselig (Alien oder Insekt, das in meinem Bauch wabert und zuckt), außerdem war es ein ungewolltes Kind. Schwangerschaftskomplikationen hatte ich wenige, "nur" sehr heftige Kopfschmerzen. Und ich war etwas geruchsempfindlich und musste mich dann leicht übergeben, sonst nichts...trotzdem brauche ich das nicht nochmal (obwohl ich gerne 2-3 Kinder hätte...paradox).
Die Geburt war die Krönung. Enorme Schmerzen über 2 Tage hinweg, fremde Hände, die einen abtasten, Körper entleert sich (Blut, Kot, Pipi, Blasensprung) und dann das ekelhafte Gefühl, wenn sich dieser "Alien" durch dich hinaus drückt, alle da hin gucken und greifen...du bist völlig verschwitzt und fertig, denkst, dass du gleich stirbst...ne, danke. Und das schrumpelige Baby, das auf deinen Oberkörper gedrückt wird, ist auch kein Highlight. Dann kommt noch ne ungeduldige Hebamme, die das Kind grob an deine Brustwarze drückt, damit es irgendwie trinkt...naja, dann kann der kleine Parasit dich weiter aussaugen, dir tut eh alles weh, da sind die wunden Brustwarzen nur das i-Tüpfelchen. Und alle um einen rum denken, du freust dich, weil es ja ein ach so rührendes Ereignis ist.
Was ist daran rührend? Man macht knicknack mit jemandem, wird dick und unbeweglich und am Ende hat man ein schreiendes, kackendes Bündel, das einen 24 Stunden/7 Tage die Woche einnimmt und Schmerzen bereitet.
Ganz abgesehen vom Wochenbett, wo die ganze Grütze noch aus dir raus läuft, alles brennt und du dich kaum auf Toilette traust, weil es so weh tut (das ist die harmlose Variante ohne größere Verletzungen, bloß ein paar Schürfungen untenrum). Und immer noch kein Wow-Effekt. Das Kind beansprucht dich immer noch, ist die ganze Zeit auf dich angewiesen...die schlauen Hebammensprüche wie: "Ein Kind braucht seine Mutter" oder "Lass das Kind nicht alleine weinen, bleibt immer bei ihm" machen es auch nicht besser...und dann dieses Abpumpen, man fühlt sich echt komisch...aber Abstillen traut man sich auch nicht, weil alle sagen, dass das Kind die Muttermilch noch braucht. Dann versucht man es noch zu stillen, aber erträgt das Ding an seiner Brust nicht und muss noch so Gespräche mit anhören wie: "Stillende Mütter schämen sich nicht, wenn man etwas von ihrer Brust sieht, die schalten in dem Moment ab" Also bleibt der Besuch und glotzt, während man sich am liebsten in einer Burka verhüllen möchte, aber nichts sagen kann, weil die eigene Mutter sonst gekränkt wäre.
Ich habe es noch nicht geschafft, Bindung zum Kind aufzubauen, es ist jetzt ca. 8 Monate alt und lebt bei Oma und Opa. Manchmal holen wir es am Wochenende, weil das Ziel eigentlich schon ist, dass es irgendwann bei uns lebt. Ganz langsam wird es besser, ich finde das Baby jetzt auch manchmal süß und beschäftige mich mit ihm. Wenn es auf meinem Arm einschläft, fühlt es sich gut an. Aber die Geburt habe ich nicht vergessen (und das Hinterher). Echt komisch, in meiner Zukunft sehe ich uns als glückliche Familie, ich möchte meine Tochter wirklich lieben und denke auch, dass es irgendwann geht. Obwohl ich diese ganzen Probleme habe und ich mir keine weitere Geburt wünsche, habe ich trotzdem noch einen Kinderwunsch...keine Ahnung, wieso...es ist echt dumm und widerspricht sich komplett. Das macht einen echt fertig, die ganze Zeit einen Konflikt mit sich selbst austragen zu müssen (und zusätzlich mit dem Partner).
Einer Schwangerschaft ist, meiner Meinung nach, nicht viel Schönes abzugewinnen und danach wird es auch nicht gleich besser. Die Frage ist, ob der Kinderwunsch trotzdem so groß ist, dass man das alles aushalten will und kann. Man braucht wirklich viel Durchhaltevermögen und Aufopferungsbereitschaft, es ist kein Zuckerschlecken. Wer weiß, ob ich mich für diese Sehnsucht noch einmal überwinden könnte...
Auf jeden Fall würde ich bei der nächsten Schwangerschaft ganz viel anders machen, damit es für mich entspannnter ist. Man muss es sich so angenehm wie möglich machen.
Übrigens zum Körper: Nachdem ich abgestillt habe, waren meine Brüste richtig weich und schlaff...aber das regeneriert sich zum Teil wieder. Die Hüften sind tatsächlich breiter geworden, aber dadurch sieht die Taille im Verhältnis schlanker aus. Und wegen der Narben...ich glaube, ich würde nächstes Mal eine Kaiserschnittnarbe gerne in Kauf nehmen...ich möchte nichts mehr mitbekommen von der Geburt (die Schmerzen waren unerträglich, hatte allerdings keine Art von Schmerzmitteln bekommen), das wäre mir die Narbe wert.
Also um zum Thema zurück zu kommen: Deine Ängste und Ekel sind berechtigt, du wirst lange leiden, aber mit absehbarem Ende. Danach kann es nur besser werden. Ich würde an deiner Stelle nicht versuchen, die Ängste zu entschärfen, sondern sie in ihrer vollen Ausgeprägtheit zu überwinden. Mach dir bewusst, dass du wirlich leiden und dich quälen wirst, dass du das Baby und dich auch manchmal verfluchen wirst...dass es erst besser wird wenn das Baby etwas selbstständiger wird. Wenn du trotzdem ein Kind möchtest, wirst du es sicher durchstehen.
Aber rede am besten vorher mit deinem Frauenarzt über deine Ängste und mach dich über Hilfsangebote schlau, falls dich deine Ängste während der Schwangerschaft doch wieder überwinden und du durch die Geburt evtl. traumatisiert wirst...wenn man vorher schon ein wenig bescheid weiß, findet man schneller die richtige Hilfe, falls man sie denn braucht.