Hallo u. Kopf hoch, meine Kleine!
Es wurde ja schon einiges wichtiges in den Antworten geschrieben, du hast also keinen Grund, den Mut / Lebenswillen zu verlieren. Mir geht es aber auch so, dass ich nicht ohne Weiteres verstehen kann, warum Schicksalsschläge geschehen.
Insbesondere betrifft es mich sehr, was für unsägliche Gewalt sich täglich abspielt. Bei dem Amoklauf der 2 Jugendlichen in Tessin erfasst mich ein tiefgreifender Schauder, Entsetzen und Traurigkeit für die Hinterbliebenen.
So etwas ergibt überhaupt keinen Sinn, es ist einfach nur unfair, feige u. lässt mich wirklich wütend werden. Hierfür aus der Ferne die Gründe zu suchen ist aber aussichtslos. Man sollte in seinem eigenen Umfeld, in seinem eigenen Umgang mit seinen Mitmenschen, aufmerksam sein, mehr können wir nicht tun. Wären die Personen dort auch nur ein wenig wachsam gewesen, hätten sie die Warnsignale erkannt. Diese Auffassungsgabe fehlt heutzutage den allermeisten Menschen. Sie befassen sich lieber mit
den durch die Medien permanent in den Vordergrund gestellten Idealen, denen sie meinen nacheifern zu müssen, anstatt sich mit wirklich wichtigem, nämlich mit den Personen ihres realen Umfeldes, zu beschäftigen. Auch stelle ich fest, dass es nur wenig
Eltern verstehen, ihren Kindern die richtigen (wichtigen) Werte zu vermitteln.
Als mein Patenonkel völlig unvorbereitet umkam war ich auch tieftraurig. Jetzt geht es meiner Mutter gar nicht gut, das Alter zeigt schon deutlich die Endlichkeit der körperlichen Kondition des Menschen. Seinerzeit habe ich mir heftig Vorwürfe gemacht, warum ich ihn (meinen lieben Patenonkel) nicht einfach Mal besucht habe (wir sahen uns nur selten bei meinen Eltern). Meine Mutter sehe ich auch so selten, wir wohnen eine größere Entfernung voneinander. Dabei hat sie zu mir eine Seelenverwandschaft wie zu sonst niemanden - ich hatte früher, wenn sie Probleme hatte, diese entdeckt, obwohl ich sie nur selten sah, ohne dass mein Vater auch nur etwas davon ahnte.
Sie ist ein emotional stark ausgeprägter, affektiver und damit naturgemäß auch empfindlicher Mensch. Bei deinem Bruder war es vermutlich ähnlich, er wusste sich nicht zu helfen, erkannte keine Chance für einen Neu-Anfang u. hat offenbar angenommen, er sei "schuld", dass er ihr nicht genügte. So darfst du aber nicht denken, letztlich bist nur du selbst für dein Schicksal verantwortlich. So etwas wie "automatische Gerechtigkeit" gibt es schließlich auch nicht (das zeigt allein schon, dass niemand beeinflussen kann, wo er geboren wird u. wie er aufwächst). Also muss man eben selbst handeln u. neue Wege suchen bzw. Betroffene diesbezüglich unterstützen.
U. schau Mal, du bist ein wunderschöner Mensch. Überleg' dir, wie viel Menschen verzweifeln und sich täglich "verrenken", z. B. um abzunehmen, oder (angeblich) unästhetische Körperteile chirurgisch korrigieren lassen (was für ein Schwachsinn!).
Was ist mit den Menschen, die vom Krieg oder sonstigem Unheil gezeichnet sind, bzw. mit deren Angehörigen? Es gibt keine "Welt-Gerechtigkeit", jeder muss aus seiner Situation das beste machen. Du lebst nur 1 Mal, es geht schneller vorbei als dir lieb ist, also nutze deine Chance!
Habe das lange nicht erkannt, aber ich denke nun, dass Kinder sehr wichtig sind - nicht nur, dass man wohl seinen Vorfahren gegenüber verpflichtet ist, das eigene Geschlecht nicht aussterben zu lassen. Sie bekommen die Chance, völlig unbelastet in das Leben zu starten, ihnen stehen alle Türen offen - jedenfalls bei uns, in der zivilierten Welt. Durch Kinder wird man sicherlich auch den Schmerz durch den Verlust der Angehörigen (Eltern, Geschwister, ...) besser und letztendlich vollständig verarbeiten können.
Jedenfalls wünsche ich dir von Herzen alles Gute, neue Energie u. Hoffnung. Du wirst sicherlich von Tag zu Tag Fortschritte machen. U. pass' gut deine Schwestern u. deine Mutter auf!
Gruß