Zwangskrankheit
Hallo Soinlove,
zwar ist dein Beitrag zum Thema "Zwangskrankheit" schon lange her, aber vielleicht bist du ja trotzdem noch an Antworten interessiert.
Ich bin selbst von einer Zwangsstörung betroffen und versuche gerade mit einer Psychotherapie dagegen zu kämpfen. Das was du beschreibst hört sich schon sehr nach einer Zwangsstörung an. Ich würde dir empfehlen, so schnell wie möglich zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Vielleicht denkst du, dass deine Ängste von selbst wieder besser werden. Die Erfahrung zeigt, dass der Zwang im allgemeinen mit Zeitablauf unbehandelt nur schlimmer wird, nicht besser. Und du glaubst ja gar nicht, wozu die Zwangskrankheit einen bringen kann.
Im folgenden kann ich dir einige Empfehlungen geben, aber natürlich kannst nur du selber entscheiden, was für dich das richtige ist!
Zuerst
Wichtig wäre, sich so schnell wie möglich einen Psychotherapeuten zu suchen, der dir deine Vermutung Zwangskrankheit bestätigen kann. Dann weißt du ab sofort, wogegen du von nun an kämpfen musst.
Aber bloss nicht einfach zu irgendeinem, sondern nur zu einem qualifizierten (Fachbezeichnung Psychologischer Psychotherapeut) und einem, der auch auf Zwänge spezialisiert ist und darüber hinaus eine sogenannte Verhaltenstherapie anbietet. Damit kannst du viel wertvolle Zeit sparen. Meine erste Therapeutin hatte, wie sich am Ende herausstellte, gar keine Ahnung von Zwängen. Sie hat auch nur eine Gesprächstherapie gemacht, die bei Zwängen als nicht sinnvoll angesehen wird. Die wusste gar nicht, wovon ich überhaupt rede, ich hab dann die Therapie dort ziemlich schnell abgebrochen. Wichtig ist natürlich auch, dass du dich menschlich (eingermassen) mit dem Therapeuten verstehst, sonst hat die ganze Therapie wenig Sinn. Du hast ja 5 Probestunden am Anfang, wenn er dir dann so ganz unsympathisch ist, könntest du noch mal wechseln.
Eventuell musst du bis zum ersten Termin etwas warten, eine Wartezeit von bis zu 6 Monaten kann schon sein. Am Besten suchst du dir wenn möglich gleich mehrere (qualifizierte) Therapeuten aus, vereinbarst dort jeweils einen Termin, tust möglichst ein bischen auf dringend und schaust dann mal, ob vielleicht einer abspringt und du dort dann doch eher als eigentlich vereinbart drankommst. Aber nimm auf keinen Fall den erstbesten, nur weil der keine Wartezeit hat! Kommst du aus einer Großstadt? Dort gibt es oft sogenannte Institutsambulanzen an den Universitäten, die sind auch ziemlich empfehlenswert. Dort bist du dann ganz nah an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Therapeuten sind zwar oft noch in der Ausbildung, werden aber von erfahrenen Therapeuten und wissenschaftlichen Ausbildern überprüft. So was gibt es zum Beispiel glaube ich in Münster und Köln.
Dann
Wenn du die Wartezeit überbrücken willst, oder merkst, dass es (seelisch) einfach nicht mehr weitergeht, kannst du auch noch zusätzlich zu einem Psychiater oder eventuell auch Neurologen gehen. Die sind für das verschreiben von Medikamenten zuständig. Für Zwänge haben sich z.B. sogenannte SSRI, eine bestimmte, moderne und relativ nebenwirkungsarme Art von Antidepressiva, bewährt. Aber das kann natürlich nur ein Arzt genau entscheiden. Medikamente ersetzen aber keine Therapie bei Zwangskrankheit!!
Außerdem
Wenn du magst, könntest du versuchen möglichst viel zu Zwängen zu erfahren. Kennst du schon die Internetseite www.zwaenge.de ? Eine andere wäre www.zwangserkrankungen.de . Auch in den Buchhandlungen gibt es inzwischen schon einige Bücher zu dem Thema. Am besten vorher im Internet recherchieren und dann in der Buchhandlung bestellen, denn die haben die Bücher dort meistens nicht vorrätig. Und lass dir dass bloss nicht peinlich sein, schließlich könntest du doch auch Studentin der Psychologie sein!
Wenn du noch Fragen hast, gerne. Und keine Angst, du schaffst das schon, dir deine Lebensqualität wieder zurückzuerobern!
Viele Grüße
NeuerFeivel