Mein herzliches Beileid
hallo,
ich fühle mit Dir und kann Dich so gut verstehen. Bin selber alles andere als darüber weg - dass muss ich leider immer wieder feststellen. Dabei ist es schon etwas länger her (2009).
Mein Vater ist bereits 1997 im Alter von fast 56 Jahren gestorben. Wir - meine Mum und noch 2 Geschwister (mein "großer" Bruder u. meine "kleine" Schwester) und ich - wir waren damals wie gelähmt. Aber dadurch, dass wir so einen wunderbaren Zusammenhalt hatten/haben u. wir gegenseitig immer für den anderen da waren, konnten wir die schwere Zeit danach gut verarbeiten. Natürlich heisst dass nicht, dass ich meinen Vater nicht vermisse. Für meine Mutter war es eine andere/besondere Situation. Es hat bestimmt 1 Jahr gedauert, aber dann fing sie wieder an, neue Pläne zu schmieden u. z.B. den Führerschein mit fast 55 J. zu machen. Hut ab!
Wir verbleibenden 4 haben eigentlich immer nach vorne geschaut. Ich bin dann irgendwann weggezogen (ca. 100 km entfernt), aber trotzdem waren wir immer füreinander da. Das ist so wichtig. Oktober 2007 erkrankte meine Mum dann an Darmkrebs. Nach langem Krankenhausaufenthalt begann dann ihre Chemo u. alles sah gut aus. Als aber Anfang 2009 mein Bruder tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde, verlor ich den Boden unter den Füßen. Vor allem auch meine Mum. Und das hat sie nicht verkraftet. Und ich fühlte mich zeitweise so hilflos. Und das ist so schrecklich. Oktober 2009 kam sie wieder ins Krankenhaus u. nach vielen Behandlungen stand fest, dass sie ohne Hilfe zu Hause nicht mehr alleine zurecht kommen kann. Nach ihrer Entlassung stand für uns schon nach 1 Woche fest, dass so, wie alles vom Pflegedienst geplant war, nicht ausreichen würde. Ich hatte etwas länger Urlaub genommen, um alles zu organisieren. Habe aber, warum weiss ich nicht, dabei völlig ausgeblendet, dass ich eigentl. schon die Pflege komplett übernommen hatte. Innerhalb der nächsten Woche ging alles sehr schnell. Meine Mum ist gestorben.
Jetzt sind nur noch meine Schwester u. ich übrig. Und wir beide kommen mit der ganzen Situation noch nicht klar. Am Anfang habe ich mich in die Arbeit gestürzt, war froh über jede Ablenkung. Das geht übrigens vielen Menschen so, habe ich schon des öfteren immer wieder gelesen. Trotzdem kommt es bei mir immer noch vor, dass ich plötzlich aufwache und meine Mum nach mir rufen höre (Rufe aus der Zeit, als ich sie mit gepflegt habe). Oder ich sitze im Büro, und muss plötzlich weinen, weil ich irgendein Lied höre, welches mein Bruder o. meine Mum so gemocht haben. Schwierig für mich ist auch die Situation mit den Arbeitskollegen. Nicht, dass sie nicht Verständnis für mich aufbringen. Nur will ich wirklich immer darüber reden, warum es mir gerade jetzt mal wieder nicht so gut geht? Ich möchte damit niemanden nerven, und deshalb schweige ich oft lieber. Wahrscheinlich falsch. Für mich weiss ich, ich bin mit der Verarbeitung meiner Trauer noch nicht fertig. Habe - während ich diese Zeilen geschrieben habe - nur geweint. Und das tut so weh.
Nochmals mein herzliches Beileid. Weine, wenn Dir danach ist. Es ist wichtig, dass Du es weiterhin auch nicht unterdrückst u. es zulässt. Bin in Gedanken bei Dir.
Ganz liebe Grüße