Ich (w48) habe folgendes Problem, das sich zunächst sehr lapidar anhört, aber es ist bereits meine Ehe daran zerbrochen und meine derzeitige Beziehung könnte auch daran scheitern. Ich kann es nur sehr schwer ertragen, in die typische Hausfrauenrolle gedrängt zu werden und reagiere bei allem, was damit zusammenhängt, überempfindlich. Während meiner (12jährigen) Ehe hatten wir die Rollenaufteilung, dass ich arbeiten ging und mein Mann kümmerte sich um Haushalt und unsere drei Kinder.
Erst nach dem Ende meiner Ehe ging mir auf, wie ungerecht und egoistisch mein Verhalten dort gewesen war. Allerdings war die Rollenverteilung nicht anders als bei meinen drei Brüdern, die auch alle arbeiteten und meine Schwägerinnen lebten alle, ebenfalls recht motiviert, ihre Hausfrauenrolle.
Mit meinem jetzigen Partner bin ich seit 4 Jahren zusammen, Er ist vor ca. 2,5 Jahren hier eingezogen. Wir können uns sehr gut und tiefgehend über wirklich alles unterhalten, der Sex ist super und er hilft auch im Haushalt mit, soweit er es zeitlich kann. Allerdings hat er seine Arbeit, seine beiden Kinder und seine Eltern in seiner 1,5 Std-Fahrzeit entfernten Heimatstadt. Nach der Arbeit gibt er zweimal die Woche noch Nachhilfe, mittlerweile hier bei uns. Einmal die Woche geht er zum Fußballtraining hier im Ort. Nun hat er ein Fernstudium begonnen, weshalb er Mittwochs und Sonntags, wenn er seine Kinder hat, bei seinen Eltern übernachtet.
Schon die ganze Zeit, seitdem er hier "wohnt", habe ich immer wieder meine Unzufriedenheit geäußert, dass er so spät oder selten da ist und ich in einer solchen Beziehung keine Zukunft sehe. Er versucht, mir in allem entgegen zu kommen, hatte sogar seine Arbeitszeit verkürzt (klar gegen finanziellen Ausgleich), um zwei Tage pro Woche früh zu Hause zu sein, um sich um meine Kinder zu kümmern.
Wir hatten letzte Woche ein Streitgespräch wegen der Erziehung meiner Tochter, das darin endete, dass wir von Trennung, bzw. Trennung auf Zeit, sprachen. Vorher ging es darum, dass er nicht mehr zwei Tage die Woche früher kommt, sondern ich für meine Kinder da bin. Er ist an dem Abend zu seinen Eltern gefahren, wäre danach sowieso Mittwoch und am Wochenende da geblieben.
Seitdem denke ich tatsächlich über eine Trennung nach und komme wieder darauf, dass es nicht an den Meinungsverschiedenheiten zur Erziehung liegt -da sind wir eigentlich fast beieinander- sondern, dass ich Angst vor einer Beziehung habe, bei der mein Partner so viel weg ist und die gesamte Verantwortung für Haus und Hof an mir hängen bleibt - deswegen war ich bei dem Streit so uneinsichtig und brachte Trennung ins Gespräch. Als ich alleine mit den Kindern war, machte mir die Verantwortung für das ganze Haus übrigens nichts aus; ich möchte nur nicht derjenige sein, der dem Partner das Nest macht, in das er sich nur hineinlegen muss, ist dann wieder weg. Das Nest wird in der Zeit in Ordnung gehalten, bis er wieder kommt. Umgekehrt konnte ich gut damit leben, würde es aber niemals von jemandem verlangen, jetzt schon gar nicht mehr. Aber so fifty-fifty wäre gut. Wir arbeiten beide Vollzeit, bzw. er seit der Verkürzung 33 Std., Kosten für Haus und Lebenshaltung trage ich zum größten Teil und er seine nicht unerheblichen Fahrkosten.
Ich möchte eigentlich nicht eine so tolle Beziehung aufgeben, zumal mir mein Problem selber lächerlich vorkommt. Aber ich kann mich nicht wirklich mit der Situation abfinden und denke, wie es mit einem Partner wäre, der sein Lebensumfeld in der Nähe hat und genauso viel da ist, wie ich. Ich hab es schon mit abhärten versucht, die Superhausfrau gespielt, aber das fand ich auch nicht schlimm, weil ich wusste, ich kann es beenden, wenn ich will.
Ich glaube oder weiß mittlerweile, dass diese Angst in meiner Kindheit gründet; meine Eltern hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb. Mein Vater ging gerne sonntags zum Frühschoppen, war dann abends schon mal nicht mehr in der Lage zu melken und zu füttern. Meine Mutter holte ihn von der Kneipe ab und machte danach den Stall alleine. Das Sagen hatte mein Vater. Ich musste immer Hausfrauenarbeit übernehmen, meine Brüder teilten sich die "Männerarbeit", die ich auch lieber gemacht hätte, weil sie meist interessanter war. Ich lernte aber immer besser, mich vor der Hausarbeit zu drücken und mich bei den anderen Arbeiten anzubieten. Letztlich bekam ich meist, was ich wollte, ohne mit meinem Vater auf Konfrontation gehen zu müssen, hab also meines Erachtens nicht groß "gelitten". Aber ich wollte keine Kinder bekommen, bis ich meinen Mann kennen gelernt hatte, der sofort sagte, dass er genau diese Rolle gerne übernehmen möchte; sonst hätte ich wahrscheinlich keine Kinder bekommen. Meine Angst, von jemandem abhängig zu sein, der einen hängen lassen könnte, war zu groß.
Ich habe wirklich schon mal darüber nachgedacht, deswegen eine Therapie zu machen, ich will einfach nicht mehr so empfindlich sein. Oder wie kann man einer solchen Angst begegnen? Ich hoffe, es hatte jemand Geduld, bis zum Schluss zu lesen. Vielen Dank für eure Antworten. LG