Ich bin nun seit fast 7 Jahren mit meiner Freundin zusammen.Und dank mir mussten wir schon so manche Krise durchstehen.
Wir haben uns während meines Zivildienstes bei der Lebenshilfe Stuttgart kennengelernt.Sie machte dort ihr Vorpraktikum für ihr Musiktherapie-Studium.
Nach langen Anlauf und als ihr Praktikum dann zu Ende ging kamen wir dann zusammen.
Da sie in Heidelberg studieren wollte,entschied ich mich dort um einen Ausbildungsplatz zu bemühen,was dann auch so geklappt hat.Ich tat mir mit der Entscheidung sehr schwer,da ich ein ziemlicher Familienmensch bin und ich zudem meinen Fußballverein,bei dem ich seit meinem 5.Lj. spielte aufgeben musste.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade 3 Monate zusammen.Wir haben dann auch schnell eine gemeinsame Wohnung in HD bezogen und alles lief, bis auf die normalen "Revierabsteckungs-Streitigkei ten"(waren beide das erste mal raus aus Hotel Mama), ganz gut an.
Ihr Studium ließ sich sehr gut an und auch meine Ausbildung ging erstmal gut los.
Leider ging es bei mir nicht lange gut.Meine Noten waren sehr gut,aber ich tat mich schwer Anschluß zu finden.Sowohl in meinem Kurs als auch bei der Suche nach einem neuen Fußballverein.Dazu kam noch,daß ein altes Problem wieder zunehmen größer wurde:Ich leide seit ein paar Jahren unter einer Zwangsstörung,die ich lange Zeit ganz gut im Griff hatte.Jetzt nahmen die Zwänge wieder sehr zu.Außerdem hatte ich zunehmend Probleme im Kontakt mit meinen Mitmenschen.Schüchtern war ich schon immer ein bisschen,aber langsam entwickelte sich daraus eine regelrechte Angst auf Menschen zuzugehen,mit Anderen in Kontakt zu treten.
Ich machte immer häufiger krank,weil die Angst einfach zu groß wurde.Aus Scham und Angst vor einem Konflikt,erzählte ich meiner Freundin nichts von meinen Problemen.Ich erfand zur "Tarnung" sogar Geschichten,die ich auf Arbeit erlebt habe und ging morgens aus dem Haus nur um dann wenn sie aus dem Haus war wieder nach Hause zu gehen.
Ich habe mich so geschämt für meine Lügen,aber ich kam da irgendwann nicht mehr raus!?
Der Druck wurde immer größer: Die Angst wuchs je näher es auf die Prüfungen zuging,die Fehltage wurden bedenklich.Meine Freundin bestand all ihre Prüfungen mir Bravour,was die Angst aufzufliegen und als versager dazu stehen kroteskerweise noch verstärkte.
Um an den Prüfungen nicht teilnehmen zu müssen,hab ich mich dann auch noch selbst verletztIch musste meine Ausbildung um ein Jahr verlängern,während meine Freundin ihren Master draufsetzte.
Leider ging auch in der Verlängerung alles so weiter und irgendwann platzte dann die Bombe.Die Schulleiterin rief bei uns wegen der vielen Fehltage an und da ich zur Tarnung wieder aus dem Haus bin,war nur meine Freundin da.
Ich musste also alles beichten.
Was dann folgte war ein Tal der Tränen,Enttäuschung,Streit!Ich war sicher,daß sie mich nun verlassen würde.
Das tat sie aber nicht:Sie half mir einen Therapieplatz zu finden,unterstützte mich emotionall und auch finanziell.Sie ist echt ein so toller,liebenswerter Mensch!!!
Es lief wieder einige Zeit nach der Therapie sehr gut un ich kam wieder etwas auf Spur.Aber dann kamen wieder Rückschläge: Meine Oma starb,nur Wochen später musste ich meinen Onkel am Sterbebett besuchen.Es kamen erneute Fehltage dazu.Die Schule wollte und konnte es so nicht mehr verantworten mich zur Prüfung zuzulassen und so stand ich nach vier jahren ohne Abschluß da.
Ich fiel in ein tiefes Loch,raffte mich aber wieder auf und machte noch eine Therapie.Während der ganzen Zeit blieb meine Freundin bei mir.Sie bekam ihren Masterabschluß und fand befristet Arbeit in Heidelberg.
Ich hatte während meiner ersten Therapie meine inzwischen engste Freundin(Freundschaft nicht Liebe) kennengelernt und war nach der zweiten auf einem ganz guten Weg.Ich wollte mit neuem Tatendrang neu anfangen.
Dann wurde irgendwann absehbar,daß meine der befristete Arbeitsvertrag meiner Freundin nicht verlängert würde und so hieß es für sie sich neu zu bewerben.Und da gute Musiktherapeutinnen-Stellen rar sind musste sie sich deutschlandweit bewerben.
Die perfekte Stelle für sie fand sie dann auch:Ihr Wunschbereich,unbe-fristeter Vertrag,eine neu geschaffene Stelle,welche sie nach ihren Vorstellungen und Konzepten gestallten konnte.Perfekt also!Der obligatorische Haken war nur die Klinik ist in Eisenach/Thüringen,also weit weg.
Für sie war die Sache vertändlicherweise sofort klar:So eine Chance konnte man sich nicht entgehen lassen.Alleine wollte sie aber auf keinen Fall nach Eisenach ziehen!
Es sprach natürlich noch anderes für einen Umzug:Ich war sowieso dabei mich neu zu orientieren,war also frei.
Ich hatte allerdings riesige Angst vor einem erneuten Ortswechsel!Ich war gerade dabei mich aufzurappeln,hatte Freunde gefunden,die mir sehr ans Herz gewachsen waren.
Andererseits:Wie könnte ich ihr,nach alldem was sie für mich getan hatte,eine solche Chance verbauen!?Klar war,daß sie ohne mich nicht Umziehen wollte.Und ich empfand mich auch irgendwie in ihre Schuld!Einen Konflikt wollte ich außerdem auch unbedingt vermeiden.
Also sagte ich mir es könne auch für mich ein Neuanfang sein und ich müsse die bittere Pille des erneuten Abschieds halt schlucken.
Inwischen sind wir vier Monate in Eisenach.Ihr Job läuft mehr als gut an und sie wurde sehr gut aufgenommen von ihren Kollegen und auch den Patienten.Die Arbeit macht ihr sehr viel Spaß!
Nur leider geht es mir wieder schlechterIch schaffe es wieder kaum Anschluß zu finden,die Angst und Zwänge nehmen wieder zu,erste Anzeichen einer Deppresion machen sich bemerkbar,ambulante Therapie ist schwer zu bekommen und ich fühle mich tagsüber sehr einsam.
Ich versuche alles das von ihr fern zu halten und erzähle ihr lieber es ginge mir gut.Ich belüge sie wieder um einen Konflikt zu vermeiden
Ich habe viel Zeit nachzudenken und frage mich inzwischen wie viele falsche Entscheidungen ich getroffen habe,nur um Konflikten aus dem Weg zu gehen?
Wieso belüge ich meine Freundin deswegen immer wieder.Ich habe mich so an diese Lügenmaske(die ich mir aufgesetzt habe damit ja keiner merkt wie armselig ich in Wahrheit bin!!!)gewöhnt,daß ich es wieder in Kauf nehme sie zu verletzen.
Aber was soll ich nur machen?Ich weiß nichtmal mehr,ob ich meine Entscheidungen mehr aus Liebe oder aus Angst vor Konflikten und aus Schuldgefühlen heraus getroffen habe.
Ich denke sogar über Trennung nach!Und das nach allem was sie für mich getan hat und was für sie auf dem Spiel steht.Andererseits:
Wenn ich so weiter mache verletze und enttäusche ich sie wieder und das hat sie nicht verdient!
Dann doch lieber ein Ende mit Schrecken!Oder?
Ich schäme mich wirklich in Grund und Boden!