Hallo zusammen,
ich halte mich zwar für sehr empathisch, aber denke ich werde nie nachvollziehen können was in einer Frau vorgeht, die vergewaltigt wurde. Da ich weiß, dass es hier einige Frauen gibt, denen selber solche schrecklichen Dinge angetan wurden, hoffe ich ihr könnt mir vielleicht die Frage beantworten die mich im Moment sehr belastet. Zuerst einmal die Geschichte (kann was länger werden, aber vielleicht liest sie ja trotzdem jemand):
Ich habe letztes Jahr in einer Vorlesung eine junge Frau kennen gelernt, die mir im Prinzip seit dem ersten Moment fasziniert hat. Auch wenn ich schon mehrere auch längere Beziehungen hatte, wusste ich schon nach wenigen Wochen, dass sie etwas besonderes ist. Da sie mich angesprochen hatte, mir allesmögliche erzählt hatte und mich als wir uns erst ein paar Mal gesehen hatten zu ihrem Geburtstag einlud, dachte ich sie hat auch interesse.
Ich habe ihr zusätzlich zum Geschenk noch einen Kuchen gebacken (ich hasse backen) und sie schien echt begeistert und suchte an dem Abend auch immer wieder Körperkontakt (einhaken, an die Schulter kuscheln und sowas). Problem an dem Abend war nur ein riesiges Missverständnis. Ihre beste Freundin schien sehr interessiert an dem Typen, der so süße Sachen macht und flirtete sehr heftig mit mir, bis ich ihr gesagt habe, dass ich keinerlei interesse an ihr, sondern nur an ihrer Freundin habe. Für meine Angebetete sah es aber wohl anders aus und sie flirtete heftig mit einem ihrer Freunde. Da ich vorher noch nie eifersüchtig wurde (selbst in Beziehungen nicht) war ich total überfordert und fuhr ohne mich zu verabschieden nach hause.
Am nächsten Morgen schrieb sie mir was denn los gewesen sei und ich doch die ganze Zeit mit ihrer Freundin geflirtet habe und auf einmal Weg gewesen sei. Wir klärten die Sache und ich redete nach der nächsten Vorlesung mit ihr und erzählte ihr, dass ich Gefühle für sie habe. Sie war nervös, verwirrt und "floh" auch recht schnell.
In der nächsten Vorlesung setzte sie sich weit von mir weg und ignorierte mich fast gänzlich. Ich schrieb ihr den Tag darauf, ob wir uns vielleicht mal treffen und miteinander reden könnten, aber sie antwortete nicht. Ich wusste ja nicht was los war und würdigte sie in der nächsten Vorlesung nicht eines Blickes, bis sie später zu mir kam und mit mir reden wolle. Wir redeten und sie meinte, dass sie nicht gedacht hätte ich meine es so ernst und erzählte mir, dass sie als Kind/Jugendliche zweimal vergewaltigt worden ist (später erfuhr ich, dass sie dies nicht einmal ihrer besten Freundin erzählt hatte), seitdem Probleme damit hat sich emotional auf Männer einzulassen und deswegen auch nie einen Freund sondern eher Affären hatte (was genau sie damit meint weiß ich nicht, geht mich aber auch nichts an). Ich antwortete ihr, dass ich ihr alle Zeit der Welt gebe, einfach nichts tue bis sie einen Schritt auf mich zumacht, sie sich aber vielleicht mal professionelle Hilfe suchen sollte. Sie schien sehr dankbar und umarmte mich (nicht freundschaftlich).
Trotzdem flirtete sie die nächsten Wochen weiter mit mir und erzählte mir auch, dass sie nach einem langen Gespräch mit ihrer besten Freundin bei einem Psychologen war, was mich zu dem Zeitpunkt natürlich überglücklich machte.
Zu Weihnachten habe ich ihr dann einen Brief geschrieben bei dem sie während des Lesens kleine Geschenke auspacken sollte und ich ihr gesagt habe, wie ich empfinde und sie hat sich tierisch gefreut, mir aber zwei Wochen später mit einem Brief darauf geantwortet, dass das wohl nie etwas geben werde, sie mich zwar als außergewöhnlichen Mann sehe, aber sie eben einfach keine emotionale Nähe zulassen könnte. Wir beschlossen es wenigstens mit Freundschaft zu versuchen, sie flirtete jedoch weiterhin mit mir. Es war natürlich unangenehm, wenn mich Kommilitonen dann gefragt haben, was zwischen uns liefe und dumme Witze gemacht haben, weil es wirklich nicht zu übersehen war, dass wir nicht nur freundschaftliche Gefühle füreinander hatten/haben.
Ich schickte ihr Blumen zum Valentinstag, da ich dachte es wäre zuviel für sie, wenn ich auf einmal vor ihrer Tür stehe und wieder freute sie sich riesig und meinte sowas hätte noch niemand für sie gemacht.
Nach der letzten Vorlesung lud sie mich auf einen Kaffee ein (was sie in ihrem Brief noch für ausgeschlossen hielt) und wir haben uns Dinge erzählt, die wir noch nie jemand anderem erzählt hatten. Auch wenn wir Stunden dort saßen, kam es mir leider viel zu kurz vor und wir umarmten uns noch zur Verabschiedung.
Am nächsten Tag schrieb ich ihr wie schön das für mich war und ich mich freuen würde, wenn wir das wiederholen könnten und sie sich einfach melden solle. Sie versprach sich zu melden. Ich schrieb ihr noch einige Male (so im Abstand von etwa einer Woche), dass ich hoffe, dass es ihr gut geht und ich an sie denke, bekam aber nur minimalistische Antworten.
Irgendwann schrieb sie mir, dass sie nun eine Therapie macht, die erstmal auf 2 Jahre angesetzt ist, ich aber etwas besseres verdient hätte, jemand der sich meldet, mir verliebte nachrichten schickt etc..
Es erschien mir unhöflich mich einfach nicht mehr bei ihr zu melden und deshalb schrieb ich ihr einen letzten Brief, indem ich ihr die ganze Geschichte schilderte (ähnlich wie hier nur ausführlicher und persönlicher) und ihr letztendlich sagte, dass ich das Gefühl habe sie unter Druck zu setzen und mich deshalb nicht mehr bei ihr melden werde, ich trotzdem immer für sie da wäre und mich sehr freuen würde, wenn sie sich bei mir melden würde, wenn sie soweit ist (egal wie lang das dauert). Es sei für mich ok, wenn die Beziehung nie so sei was sie als "normal" bezeichnet, da sie mich einfach damit glücklich macht, wenn sie Zeit mit mir verbringt. Ich würde sie zwar vermissen und müsse jeden Tag an sie denken, aber das sei ok und einzig und allein mein Problem.
Nun zu meinen Fragen:
Habe ich mich richtig Verhalten oder war ich zu "offensiv"? Ist es gut ihr Freiraum zu geben oder gibt das ihr eher das Gefühl, dass sie fallen gelassen wird?
Vielen Dank schonmal an alle die sich das durchlesen und noch mehr Dank an alle die antworten!