Tja wo soll ich anfangen, ich hatte einfach das Bedürfniss über meinen Verlust zu schreiben und euch vielleicht ein bischen Mut zu machen, denn es geht irgendwie weiter.
Der 01.05.2007. Dieser Tag hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Ich habe gelernt wie nah Trauer, Hoffnungslosigkeit, Wut und Hoffnung beianander liegen. An diesem Feiertag haben mein Vater, mein Mann, einige Freunde und ich in unserem Geschäft gearbeitet. Wir haben unsere Halle umgebaut und alle mit angepackt. Meine Mutter kam mittags mit meiner Schwester und hat den Grill angeworfen und uns was zu essen gemacht.
Mein Dad, er hat immer gerne Geschichten erzählt, hat uns aus seiner Vergangenheit einige lustige Sachen erzählt und wir hatten wirklich alle einen wunderschönen Tag. Als mein Dad dann nach Hause wollte, haben wir uns alle verabschiedet, ich hab ich noch geknuddelt wie sonst auch immer. Es war ein schöner Tag, sagte er...
Ich bekam an diesem Abend um 20:30Uhr einen Anruf. Es war meine Schwester. Dad ist umgefallen und sie haben den Krankenwagen gerufen. Ich war innerhalb von 10 min. zu Hause. Mein Dad lag da auf dem Boden, die ganzen Ärzte um ihn rum. Er war Kreideweiss. Ich werde den ANblick nie mehr vergessen. Ein Kerl wie ein Baum liegt hilflos vor dir und du weisst nicht wie du ihm helfen kannst. Meine Mutter stand unter Schock und ich fuhr im Krankenwagen mit. 2 mal ist er Kollabiert und sie haben ihn zurück geholt. Im Krankenhaus angekommen mussten wir in die Notaufnahme und jede menge Fragen beatworten. Es wurden Untersuchungen gemacht, meine Mum und ich wurden nach Vorerkrankungen befragt. Ich musste dann mit in die Intensivstation um dort den Ärzten die Fragen zu beantworten. Meine Mum war kaum in der Lage sich zu beruhigen, mein Mann hat bei ihr gestanden und sie beruhigt.
Die Zeit in der Intensivstation, ich kann nicht mehr sagen ob es Stunden oder auch nur Minuten waren, die Zeit war die Hölle. Ich musste das Leiden mitansehen ohne helfen zu können. Hätte ich gewußt das wir uns nicht mehr wiedersehen, ich hätte ihm noch so viel zu sagen gehabt. Aber so hab ich nur seine Hand gehalten und ihn über die Schmerzen hinweg getröstet und ihm dumme Witze erzählt. Eine Ärztin kam und sagte er würde irgendwo Blut verlieren und müsse sofort in den Op. Er fragte noch ob er aus der Narkose wieder erwachen werde und die Ärztín sagte, " Ja natürlich, wieso denn nicht." Tja wieso denn nicht??? Das frage ich mich noch heute.
Ich hab ihm gesagt er soll bloßn keinen Mist bauen und das ich ihn liebe. Als er an meiner Mum und meinem Mann vorbei gefahren wurde sagten sie das gleiche.
Nach einer halben Stunde kam der Arzt aus dem OP und sagte er habe ein Bauchaneurisma. Die Hauptschlagader am Bauch ist geplatzt und es ist kritisch.
Fast 6 Stunden dauerte die OP. Fast 6 Stunden Hoffen und Bangen. Beten und nach dem WARUM fragen. Es war die schlimmste Nacht meines Lebens. Mein Vater hat die OP gut überstanden sagte dann der Arzt, aber das Herz wäre schwach durch den Blutverlust. Eine halbe Stunde danach starb mein Vater an Herzversagen. Ich kann bis heute nicht sagen wie ich die Stunden und Tage bis zur Beerdigung überstanden habe. Es kommt mir vor wie in einem schlechten Film.
Ich habe meinen Vater an meinem Geburtstag beerdigt. Für mich gibt es keinen Geburtstag mehr. Ich war oft nahe daran zu verzweifeln, denn ich liebe meinen Vater immer noch mehr als mein Leben. Ich weiss wie schwer es ist mit diesem Schmerz zu leben, aber ich kann euch sagen es wird irgendwann besser. Ich weiss, daß mein Dad noch hier bei uns ist. Ich spüre seine Nähe. Ich habe so viele Fragen die er mir nicht mehr beantworten kann. Manchmal tut es so weh, daß ich schreien möchte, es zerreisst mir immer noch das Herz. Aber ich habe auch Tage an denen es nicht mehr ganz so schlimm ist. Ich bin dankbar dafür, daß ich 29 Jahre mit diesem Menschen haben durfte. Aber ich bin auch wütend, daß mir der Mensch, der mir so viel bedeutet hat, so schnell und so früh genommen wurde.
Ich weiß, daß mein Dad hier ist und über uns wacht und das macht meinen Schmerz erträglicher.
Ich wünsche allen, die einen geliebten Menschen verloren haben viel Kraft in dieser schweren Zeit. Denkt daran, der Körper ist nur eine Hülle, die Seele lebt weiter und ist immer bei uns. Lasst euch bitte nicht von der Trauer beherrschen. So schwer es auch ist, daß verdammte Leben geht irgendwie weiter. Wenn ihr mit dem Tod eines geliebten Menschen euren Frieden gemacht habt, dann wird es einfacher. Ich bin noch dabei und ich weiss, daß es irgendwann nicht mehr ganz so schmerzvoll sein wird. Manchmal rieche ich sein Aftershave, dann weiss ich das er bei mir ist. Auch wenn das verrückt klingt.
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und denkt daran es geht immer irgendwie weiter.
Lieben gruß die kleine chaotin