Ich habe große Angst vor Vorträgen und lautem Vorlesen. Ich studiere momentan an einer FH und wohne auf dem Campus in einem Unterkunftsgebäude mit sehr dünnen Wänden (meine Nachbarin kann theoretisch jedes Telefonat von mir mithören). Ich kenne die Ursache für meine Probleme: geringes Selbstvertrauen. Ich habe mir auch bereits ein Buch gekauft, um dem entgegenzuwirken: "So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen" von Rolf Merkle. Doch er verlangt von seinen Lesern, dass sie sich vor den Spiegel stellen und mit deutlicher, klarer Stimme sagen: "*Name*, ich mag dich!" - und das 10mal pro Tag. Dazu kommen noch diverse andere Übungen, bei denen man sich ebenfalls vor den Spiegel stellen soll und sich selbst aufmunternde Worte sagen soll. Es ist mir aber dermaßen peinlich, das zu tun, wenn ich genau weiß, dass meine Nachbarin in ihrem Zimmer ist, deswegen habe ich es sein lassen. Sich das zuzuflüstern... Ich weiß nicht, ob das den selben Effekt hat.
Ich habe im Oktober 2010 angefangen zu studieren und ich habe schon mit meinem Nebensitzer in meinem Hörsaal gesprochen, er ist auch mittlerweile mein bester Freund hier. Er hat mir aufmerksam zugehört und Verständnis für meine Probleme gezeigt. Er hat sogar dafür gesorgt, dass ich bisher kein Referat halten musste. Wir sollten immer zu zweit ein Referat machen, er hat den Part des Vortragens dann alleine gemacht, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Aber ewig kann das so nicht weiter gehen. Ich habe diese Angst schon seit etwa 7 Jahren, es hat in der 8. Klasse des Gymnasiums angefangen. Zwischendurch ging es immer wieder besser, doch nachdem das Abi vorbei war, habe ich natürlich ein halbes Jahr lang weder Vorträge halten müssen, noch laut vorlesen müssen. Ich dachte, ich wäre die Angst los und würde ein "neues Leben" beginnen mit dem Studium. Am Anfang des Studiums dachte ich das wirklich, da die ersten 4 Monate keine Rede von Referaten war - nur vom Vorlesen, um das ich mich erfolgreich gedrückt habe, ich habe immer Signale gegeben, dass ich nicht dran genommen werden möchte (betreten aufs Blatt schauen, traurigen oder leidenden Gesichtsausdruck aufsetzen, an den Hals fassen, betonen, dass ich ein Halstuch trage und hoffen, dass es vom Dozenten so aufgefasst wird, dass ich heiser bin). Nur einmal hat mich eine Dozentin plötzlich zum Lesen aufgerufen, als ich gerade unaufmerksam war und vor mich hin geträumt habe. Es waren zum Glück nur 2 Sätze gewesen, und dennoch bin ich beim zweiten Satz in Atemnot geraten. Ich denke, es ist den anderen nicht unbedingt aufgefallen, dass ich Schwierigkeiten mit dem Vorlesen habe, aber mein Nebensitzer, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingeweiht war, hat mir den Text vorgeflüstert, weil er dachte, ich hätte mich verlesen und würde deshalb stocken.
Ich würde ja zum Psychologen gehen, würde wahrscheinlich auch mit Kusshand genommen werden, da ich Privatpatient bin, aber da gibt es ein weiteres Problem: Ich bin immer nur ein paar Monate an demselben Ort. Es wechseln sich theoretisches Studium und Praxis ständig ab, und ich werde immer wieder umziehen, immer hin und her. Die Wartelisten bei Psychologen sind sicher lang, und bis ich dann endlich dran kommen würde, müsste ich bestimmt schon wieder umziehen, außerdem müsste ich mich einem Vorverfahren unterziehen, in dem mein Arbeitgeber überprüft, ob diese Behandlung wirklich notwendig ist. Erst wenn es genehmigt ist, darf ich die Behandlung beginnen, damit sie auch bezahlt wird. Und so wie ich meinen Arbeitgeber kenne, wird allein diese Voruntersuchung schon Monate dauern, bis die Endgültige Genehmigung da ist.
Eine Unterbrechung oder gar ein Abbruch meines Studiums ist für mich keine Option. Ich habe so viele Freunde in meinem Studiengang und die Materie macht mir ja eigentlich auch sehr viel Spaß, wenn nur nicht diese Angst wäre.
Mittlerweile ist sie sogar schlimmer geworden. Ich habe Bauchkrämpfe, auch wenn ich mich nicht mal in einer "Gefahrensituation" befinde. Heute morgen, bei einem Dozenten, der nie laut vorlesen lässt, hatte ich heftige Magenkrämpfe. Das peinlichste daran ist, dass sich das manchmal lautstark bemerkbar macht. Es hört sich dann so an, als würde mein Magen knurren, manchmal hört es sich so an, als ob ich pupsen würde, dabei ist es nur mein Magen, das ist echt mega peinlich! Ich habe mir in diesem Moment ernsthaft überlegt, ob ich nach der Vorlesung einfach sagen soll, mir ist schlecht, und auf mein Zimmer verschwinden soll. Ich habe es zum Glück nicht getan und in den restlichen Vorlesungen hat sich mein Magen dann auch wieder beruhigt.
In 3 Tagen fangen die Prüfungen an, davor habe ich auch schon Angst. Ich habe keine Angst, bei der Prüfung zu versagen, sondern davor, dass mein Magen wieder laut wird während der Prüfung. Gerade bei einer Prüfung, in einem Raum, in dem es totenstill ist... Das wäre sehr sehr peinlich, wenn mein Magen dann wieder rebellieren würde, und dann könnte ich mich auch nicht mehr auf die Prüfung konzentrieren, sondern wäre ständig damit beschäftigt, meinen Bauch dazu zu bringen, still zu sein.
Es ist echt zum verrückt werden!
Ich würde mich so freuen, wenn mir jemand einen Tipp geben könnte, was ich tun kann!!!
Liebe Grüße,
LiLa