Don't panic...
Was denkst du denn, was es ist, was dich innerlich so zerreißt?
Und wie alt bist du ungefähr?
Du scheinst mir an einer schweren Depression zu leiden, und sowas kommt ja nicht einfach so. Anscheinend hast du diese Probleme ja schon länger, hast du mal eine Therapie gemacht?
Ich kenne diese Gedanken nur zu gut - aber ich habe es geschafft, sie zu bewältigen, weil ich mich konstrutiv mit mir selbst und meinen Gefühlen beschäftigt habe und somit genau rausgefunden habe, wo meine Probleme lagen. Ich habe dabei mit meiner Therapeutin zusammengearbeitet - alleine hätte ich das nicht durchgestanden, es kann ziemlich heftig sein, wenn die Vergangenheit einen auf einmal binnen so kurzer Zeit einholt. Das meiste kam aber wirklich von mir, nicht von meiner Therapeutin, und das war, denke ich, das Entscheidende für meinen Erfolg...Weil selbst der beste Psychiater kein Wunderheiler ist, wenn man nicht selbst anständig mitarbeitet und damit meine ich nicht nur, ihm alles zu erzählen, was er wissen will usw., sondern wirklich eigenständiges Arbeiten zuhause. Es ging mir so schlecht, ich hatte keine Freunde, habe mich selbst verletzt, ich stand ziemlich genau an dem Punkt, an dem du jetzt stehst.
Da habe ich angefangen, mich mit mir selbst zu beschäftigen, ein Tagebuch über meine Probleme zu schreiben etc. Somit konnte ich die Therapiestunden viel gezielter angehen, wusste genau, worüber ich reden und nach was ich fragen muss. Kurzum - selbst, wenn du denkst, dass es nicht mehr geht, kannst du dein Leben in den Griff bekommen, weil du allein hierfür verantwortlich bist. Nicht der Psychologe, nicht die Familie oder irgendwer - das muss alleine von dir kommen. Deshalb ist es auch so wunderbar, weil dir dabei eigentlich niemand im Weg stehen kann. Vorausgesetzt, du siehst deine Denkweisen ein und arbeitest an ihrer Optimierung...
Mir hat auch immer der Gedanke geholfen, dass ich immer noch sterben kann. Wenn ich einmal tot bin, habe ich nie wieder die Chance, zum Leben zurückzukehren. Wenn ich lebe, habe ich aber immer die Chance, zu sterben, also kann ich genauso gut abwarten, ob es besser wird. Und es konnte nur besser werden, und das ist es letzten Endes auch geworden.
Um noch mal auf die Frage zurückzukommen: machst du gerade eine Therapie? Wenn nein, MACH' EINE!
Es gibt auch immer die Möglichkeit nach "Notunterkünften" in Psychiatrien, wenn du nun wirklich gar nicht mehr weiter weißt. Die müssen dich eigentlich aufnehmen, wenn du sagst, dass du suizidgefährdet bist.
Vielleicht hilft das erst mal, um über den Berg zu kommen. Psychiatrie ist meiner Meinung nach nicht das beste, was man machen kann, aber immerhin noch ein Nothalt.
Wie sieht's sonst mit Antidepressiva aus? Sprich deinen Hausarzt doch einmal darauf an, falls du gegenwärtig nichts Vergleichbares nimmst.
Vielleicht tut dir eine Auszeit gut; mach' doch mal eine Kur oder gehe in eine Reha-Klinik, um einfach mal abzuschalten und wieder etwas zu dir selbst zu finden, deine Gedanken zu ordnen. In Reha-Kliniken werden auch Psychotherapien angeboten, im Allgemeinen ist die Atmosphäre dort aber nicht so bedrückend wie in einer Psychiatrie und du kannst auch auf Wellness- und Sportprogramme zurückgreifen, Informiere dich doch einmal diesbezüglich, sowas wird idR von der Kasse bezahlt (also nicht alle, aber die meisten) und man sollte sich beim Arbeitgeber für sowas auch krankschreiben lassen dürfen, bzw. in der Schule entschuldigen die sowas ja eh. Gesundheit ist ja erst mal wichtiger als Bildung...
Bei sowas lernt man meistens auch immer nette Menschen kennen.
Hängt deine Momentane Situation vielleicht auch mit deinem "Jahrestag" zusammen? Dass du dadurch, dass dieser Tag, an dem du dich letzten Endes Gottseidank nicht umgebracht hast, immer näher rückt? Dass dich das gerade wieder total runterzieht, weil du unterbewusst Bilanz ziehst und denkst, dass seitdem nichts anders geworden ist? Und dass du dich nun wieder in genau die Situation von vor einem Jahr, in der du sterben wolltest, zurückversetzt siehst?
Hast du denn seitdem an dir gearbeitet? Und erneut: an sich arbeiten heißt nicht = eine Therapie machen. An sich arbeiten bedeutet, ehrlich zu sich selbst zu sein, nicht zu den Ärzten. Das ist ein riesiger Unterschied, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht.
Ich bin sicher, dass dein Lebenswille noch irgendwo in dir verborgen ist, du musst nur die ganzen negativen, unterdrückten Gefühle verarbeiten und bewältigen, bevor er wieder zum Vorschein kommen kann..
Der Wille zum Leben ist ein evolutionäres "must-have", es liegt nicht in der Natur des Menschen, sterben zu wollen.
Leben heißt kämpfen! Du darfst niemals aufgeben, auch wenn der Weg zu Besserung lang ist und du vielleicht ab und zu ein Stück zurückgehen musst.
Es gibt so unendlich viele Leute, die in deiner Situation waren, die sich aber irgendwann gesagt haben " jetzt muss sich was ändern" und am Ende doch noch glücklich geworden sind. Das schaffst du auch! Diese Menschen, zu denen ich mich selber zähle, haben auch keinen Ausweg mehr gewusst und haben vielleicht zunächst auch nicht an Besserung geglaubt - aber sie haben nie aufgegeben, hart gekämpft und haben es geschafft.
Gib' nicht auch und lass' dich von nichts und niemandem unterkriegen. Stelle dein Leben um, schmeiß das raus, was dir nicht passt, versuche, neue Struktur zu finden.
Und vor allem: lerne dich selbst kennen, das klingt vielleicht verrückt, aber die meisten Menschen wissen nicht einmal die Hälfte über sich selbst. Und das ist schade, denn der Weg zum Glück liegt in der Selbserkenntnis.
Alles Gute, stay strong! und lass' mal wieder was von dir hören. Schreib gerne, wenn du noch irgendwelche Fragen oder so hast! :)
Liebe Grüße