Liebes Forum,
mir ist gerade so, dass ich meine Gedanken einfach niederschreiben muss. Dass ich das in einem Forum tue, ist eine Premiere - keine Ahnung, aber selbst als Mann habe ich mir hier irgendwie sofort wohl gefühlt. Ich werde nichtsdestotrotz meinen ganzen Frust hier abladen und mich auskotzen, als ob es kein Morgen gäbe. Nehmt es mir bitte nicht übel, aber meine Gedanken sind nicht mehr geordnet.
Nun denn.
Ich lebe in einer frischen Beziehung, die kaum besser laufen könnte. Beide Partner lieben sich sehr und es wird von beiden auch regelmäßig durch Blicke, Gesten, Handlungen und Wörter so kommuniziert. Meine Freundin ist eine Frau, die sehr viel versteht und in mir auch einen nach eigenen Aussagen "Traummann" gedunden hat. Ich hätte also keinen Grund, hier irgendwelche Probleme heraufzubeschwören. Leider ist es nun aber so, dass ich ihre Art zu leben als zerstörerisch für mein Selbstwertgefühl erachte.
Es ist kaum vorstellbar, dass ein Mensch so ticken kann, wie ich es tue. Doch weil sie in meinen Augen eine Person ist, der alles gelingt, die beinahe niemals Pech hatte und keine Rückschläge kennt, neide ich ihr alles an - ihr Aussehen, ihre Handlungen, ihr Können.
Mich stören so viele Dinge. Sie kann surfen und hat noch nicht einmal einen Kurs dafür gebraucht. Sie kann es einfach. Sie kann skaten, ohne dafür einen Kurs besucht zu haben. Sie snowboardet, ohne dafür...richtig!! Ihr merkt schon, dass ich diese Dinge eben nicht beherrsche. Jeder normale Mensch müsste und könnte darüber hinwegsehen. Doch mich schmerzt es sogar, ihr dabei zuzusehen. Ihre Freude zu erleben und zu sehen, wie perfekt sie ist. Mittlerweile steigere ich mich dramatisch in diese Missgunst hinein, dass mich sogar völlig unbedeutende Dinge wahnsinnig machen. So sind etwa ihre Zähne perfekt weiß und von ordentlichem Wuchs, auch besitzt sie keine Plomben. Ihre Haut ist makellos braun, ihre Figur sportlich-knackig. Sie fährt einfach mal so mit dem Fahrrad nach Senftenberg (ist von Dresden eine ordentliche Strecke) oder macht einfach mal irgendwas einfach so. Dass sie dann auch noch besser tanzen kann als ich, eine bessere Menschenkenntnis hat und überhaupt sehr viel glücklicher durchs Leben zu gehen scheint, dürfte kaum überraschen.
Leute Leute Leute, was ist nur mit mir los?Ich liebe diese Frau und kann dennoch nicht akzeptieren, dass es eine Person gibt, die das komplette Gegenteil von mir ist. Schon nur die Gedanken an ihre Fähigkeiten macht mich traurig. Letztlich störte mich sogar, dass sie zu sexy auf den Volleyballplatz ging, obwohl ein Mann ja stolz sein müsste, hier eine tolle, vorzeigbare Frau zu haben.
Um es noch einmal zusammenzufassen: ich liebe sie, sie liebt mich. Ich erhöhe sie in den Rang einer perfekten Person und ärgere mich, dass ihr mühelos alles gelingt. Ich missgönne ihr ihre Erfolge und ihr Können. Es würde mich mehr beruhigen, wenn sie einfach weniger könnte.
Klar gibt es auch Punkte, die sie an mir bewundert. Ich hätte ene hohe Allgemeinbildung, sehr viel mehr Lebenserfahrung, ich könne auf Menschen einfach zugehen und soziale Gruppierungen für mich einnehmen. Doch in der Tat sehe ich diese Vorteile dann vielfach nur als minderwertig an bzw. als eine Verlegenheitslösung, weil ihr sonst nichts zu mir einfällt. Und kann man sich mit einem hohen Wissen rühmen, wenn es in der heutigen Gesellschaft schon fast schick ist, dumm zu sein?
Bin ich irgendwie psychisch krank?