Ausnahme
Es gibt nur sehr wenige Fälle, in denen Menschen mit einer ausgeprägten narzisstischen Ader sich ändern oder das überhaupt anerkennen.
Potentiell hat jeder Mensch eine narzisstischa Ader, aber gerade Menschen bei denen diese ausgeprägt ist, haben enorme Probleme damit, Dinge anzunehmen die als persönliche Schwäche gewertet werden können.
Dabei ist es so schön, als Mensch auch 'mal Fehler machen zu dürfen und anderen das auch einzugestehen.
Zu dem Thema gibt es ein schönes Gedicht von Eugen Roth:
Ein Mensch, der sich sehr schlecht benahm,
spürt zwar in tiefster Seele Scham.
Jedoch, sofern er kein Gerechter,
benimmt er fortan sich noch schlechter,
weil du für seine falsche List
ein wenn auch stummer Vorwurf bist.
Dies ist der Grundsatz dem er huldigt:
"Es klagt sich an, wer sich entschuldigt!"
Auch ist ihm dieser Wahlspruch lieb:
"Die beste Abwehr ist der Hieb!"
Und, da er dich einmal beleidigt,
bleibt ihm nur, dass er sich verteidigt,
indem er, sich in dir betrachtend,
in dir sein Spiegelbild verachtend,
dasselbe zielbewußt verrucht
endgültig zu zertrümmern sucht.
Wenn du diesen Schritt gegangen bist, und an dir arbeitest - Respekt! Damit gehörst du definitiv zu einer Minderheit, die meisten anderen sind dazu nicht in der Lage, da ein kritischer Blick auf sich selbst viel zu schmerzhaft ist.
Du schreibst ja selbst:
> Ich muss rückblickend sagen, dass ich es wohl nie
> verstanden hätte, wenn mich meine Ex-Partnerin nicht ins
> ars**kalte Wasser geworfen worden wäre, indem sie sich
> von mir distanziert hat. Ich hab die ganze Zeit geglaubt, ich
> habe "Recht" - was totaler Irrsinn war.
Überleg 'mal, wie lange es bei dir gedauert hat, bis du das überhaupt anerkennen konntest. Wie du auch erwähnt hast: Ein Narzisst, dem es einigermaßen gut geht, kann das schon zweimal nicht.
Narzissten darf man keinen Strohhalm reichen, an dem sie sich noch klammern können - man muss sie voll gegen die Wand fahren lassen.
Auch wenn das keine Einsicht bringt, ist es trotzdem gut. Ein depressiver und ausgebrannter Narzisst ist viel besser als ein Narzisst mit genug Power, um seine Mitmenschen zu tyrannisieren.
> Er muss es eben selber VERSTEHEN und
> ein-sehen (schönes Wort).
Da bin ich anderer Meinung. Mir ist es allgemein sehr wichtig, dass meine Mitmenschen und meine Gefühle verstehen, da viele Streitereien meine Meinung nach nur Verständigungsprobleme sind. Ein Narzissmus-Opfer sollte diesen Wunsch aber lieber schnell aufgeben und nichts von dem Narzissten erwarten - eine Einsuicht wird in 99% der Fälle ohnehin niemals eintreten, höchstens ein Lippenbekenntnis ohne Hintergrundgedanken.
> Er sollte Dir leid tun, wirklich.
Das ist wirklich kompletter Unsinn. Soll das Opfer nochmal zusätzlich dafür leiden, dass der Täter ein Täter ist?
In meinen Augen hat ein richtiger Narzisst (als Täter - und das sind sie alle) kein bischen verdient, von irgendjemandem Gefühle zu bekommen, und schon garnicht vom Opfer.
Mir ist Gerechtigkeit sehr wichtig und deshalb ärgert mich der Spruch mit "Leid tun" schon ein wenig. Denn genau das ist es, was Narzissten wollen - dass man Gefühle an sie verschwendet.
Auch wenn du erkannt hast, dass du einem Menschen geschadet hast - ich glaube kaum, dass Narzissten das Ausmaß des verursachten Leids auch nur halbwegs ermessen können. Narzissten sind Meister darin, sich etwas vorzumachen, und dieses Muster kann man nicht einfach so ablegen. Narzissten können nichts ertragen und ganz besonders persönliche Defizite sind ein großes Problem.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis einen Fall eines Narzissmus-Opfers und kann mir nicht vorstellen, dass der Täter oder ein anderer Mensch weiterleben könnte, wenn er sich über das Ausmaß des Leids, dass er verursacht hat, bewusst wäre.
Im Grunde ändern sich Menschen sich Menschen kaum - das innerste "Ich" bleibt ein und das selbe. Auch wenn die Zeit alles ändert, das eigentliche "Ich" kann nicht ausgetauscht werden. Einem Narzisst zu glauben, dass er sich ändert, ist sehr gewagt wenn nicht sogar naiv.
> Das ist meine Meinung.
Ich finde es sehr gut, das explizit zu erwähnen um nochmal deutlich zu machen, dass man damit keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit legt.
Mit stößt es immer sehr negativ auf, wenn jemand nicht anerkennt, dass andere Menschen bestimmte Dinge anders sehen und deshalb eine andere Meinung haben.
Richtig oder Falsch sind zwei klar definierte Begriffe, die man auf vieles zweifelsfrei anwenden kann. Wenn zwei oder mehr Menschen jedoch über Richtig oder Falsch diskutieren, lässt sich in den wenigsten Fällen ermitteln wer Recht hat. Oft hat niemand Recht, da es um Meinungen geht. Meinungen kann man austauschen, indem man miteinander diskutiert und die Meinung mit Argumenten untermauert. Niemand hat das Recht, von jemand anderem zu verlangen, seine Meinung zu ändern. Wenn man aber gut genug argumentiert, kann es sein, dass Argumente, welche bisher unbeachtet waren, dazu beitragen, dass sich die Meinung ändert. Wer nicht dumm ist, macht es dem Gegenüber bei einer Diskussion nicht unnötig leicht, die eigenen Argumente als persönlichen Angriff abzutun und garnicht über sie nachzudenken. Wenn jemand so gute Argumente hat, dass er meine Meinung beeinflusst, muss das gefeiert werden. Wenn sich die Argumente für mich aber wie ein persönlicher Angriff anfühlen, dann habe ich als Gegenüber keinen Diskussionspartner sondern ein ... von dem ich mit Sicherheit nichts annehme.
Gruß
Spaxxx