juna_12105280Stillstand und Erfahrungen
Hallo liebe Purzel,
eine Lagerbildung in dieser Situation ist fast schon klassisch. Der eine Teil glaubt Ihnen und Ihrer Tochter und der andere dem Vater. Ich denke das ist ein Stück weit die Natur des Menschen. Dieser Stillstand den Sie empfinden wird sich tatsächlich nicht so bald lösen. Niemand hat einen Grund in irgend einer Form auszubrechen und die Wahrheit zu sagen denn es scheint auch niemand zu verlangen bis auf Sie die wohl die Machtloseste in dieser Zeit ist.
Ich habe über mich hier noch nicht all zu viel erzählt. Leider ist es tatsächlich so das ich ähnliche Situationen auch schon hatte. Meist ist die Person die dazwischen steht die gleiche die sich so sehr Klarheit wünscht. Diese Klarheit kann man aber nur von den Menschen bekommen die diese Situation heraufbeschwört haben und genau diese tun sich schwer mit der Wahrheit. Sei es aus Scham oder Angst vor Strafe etc. Ganz oft ist es auch so das die dritte, eher unbeteiligte Person, am Ende, wenn sich alle scheinbar arangiert haben, immer noch leidet weil sie nicht weiß wo sie hin gehört und was sie tun soll. Also erlebt man etwas nicht ganz unübliches. Die dritte Person geht, ohne das man es richtig merkt, jeden Tag ein Stück weit kaputt. Das meist so langsam das sie es auch erst merkt wenn es zu spät ist. Das trifft auch auf Partner zu deren z. B. Frau missbraucht wurde wozu ich dann wohl gehöre.
Es gibt tatsächlich eine Zeit in der man die Stütze ist und versucht mit aller Macht zu kämpfen um alles irgendwie wieder gut zu machen. Damit wieder ein wenig Glück in das kaputte leben kommt. Jeden Tag steht man mit diesen Gedanken auf und geht mit ihnen ins Bett um dann zu merken das man selbst wenig Kontrolle über das alles hat und den Sinn hinterfragt. Irgendwann in dieser Phase braucht man dann selbst Hilfe um wieder in die richtige Spur zu kommen.
Jetzt bin ich der Partner. Ich habe Glück das meine Frau mir vertraut und es während unseres gemeinsamen Lebens passiert ist. Sie wusste das sie mir vertrauen kann, auch danach.
Sie sind aber diese dritte Person. Jemand der sein Kind liebt und durch Zweifel sich auch fragt ob das Leben das hinter einem liegt wirklich schon so kaputt war ohne das man es gemerkt hat. Man hat sich doch geliebt. Ich persönlich finde Ihre Situation ungleich schwerer als mein war und ist. Zumal Sie scheinbar noch am Anfang stehen und derzeit noch gar nicht richtig einen Platz gefunden haben an den Sie gehören.
Sie gehen zur Paarberatung. Ich finde das sehr gut und vor allem, wenn man an die Umstände denkt, nicht wirklich üblich für Ihren Mann. Sie helfen Ihrer Tochter und kümmern sich um alles damit Ihr Leben einigermaßen weiter laufen kann. Das heist Sie kämpfen Tag für Tag dafür das es Ihrer Umgebung gut geht. Ich kann nachvollziehen das Ihre Tochte ein Opfer ist und Ihr Mann ggf. ein Täter. Sie können es unmöglich beiden recht machen ohne dabei nicht selbst auf der Strecke zu bleiben. Tatsache ist das das immer wieder leider eine Folge ist. Auch eine aus eigener Erfahrung mit anderen Menschen die ich kenne und mit denen ich arbeite.
An der ganzen Situation sind Sie nicht schuld. Auch Ihre Tochter nicht. Es nutzt ihr nichts wenn Sie auf diesem Weg auch noch eingehen. Auch Sie sind wichtig und Ihre Batterie hält auch nicht ewig.
Entschuldigung das es jetzt etwas länger geworden ist. Ich hoffe ich kann Ihnen ein wenig helfen.
Herzliche Grüße
Markus