Verstehe deine Gefühle sehr gut!
Hallo Susi,
zu allererst möchte ich dir meine herzlichstzes Beileid zu deinem Verlust ausdrücken! Ich kann deine Trauer wirklich nachvollziehen, denn auch ich habe früher mit meinen Großeltern in einem Haus gewohnt. Dadurch hat man nochmal eine ganz andere Beziehung zu seinen Großeltern, als wenn sie hunderte von Kilometern weit weg wohnen und man sie nur ein mal im Jahr zu Weihnachten sieht. Dadurch, dass ich sehr viel Zeit mit meinen Großeltern verbracht habe, haben sie mich auch sehr geprägt und ich habe viel von ihnen gelernt.
Am 16.10. 2010 ist mein Opa gestorben und es war ähnlich wie bei dir und deiner Oma. Zu dieser Zeit lebten meine Großeltern in einer Wohnung eines großen Sozialunternehmens, wo sie auch pflegerisch betreut wurden. Mein Opa kam 6 Wochen bevor er starb ins Krankenhaus wegen hohem Fieber. Es stellte sich heraus, dass er Leberkrebs im Endstadium hatte. Er war zu dem Zeitpunkt 85. Er wollte nicht im Krankenhaus bleiben und so holten wir ihn nach Haus. Meine Oma ging in dieser Zeit in die Kurzzeitpflege, da sie an Demenz erkrankt war und sie Betreuung rund um die Uhr brauchte, was bisher mein Opa machte.
Er bekam ebenfalls eine spezielle Matraze und das Pflegepersonal kamm öfter am Tag als sonst. Außerdem versorgten ihn meine Mutter und ich wenn wir nicht arbeiten mussten. Wir konnten täglich mit ansehen, wie er immer weiter abbaute. Er konnte auch irgendwann auch keine Nahrung mehr zu sich nehmen, alles kam umgehend oben und unten wieder raus. Er war sehr wütend darüber. Ein Tag bevor er starb tobte er vor Wut, so dass er mit Morphium ruhig gestellt wurde. Von da an ging es stündlich bergab: Seine Wangen fielen total ein, die Körpertemperatur sank, er hatte dieses sogenannte Todesrasseln und war nicht mehr bei Bewusstsein. Wir wussten am Freotag den 16.10. dass er nur noch ein paar Stunden hat und meine Tante aus Bayern kam geflogen. Die Atmung wurde immer flacher. Als ich ihm sagte, dass ich ihn lieb habe und ein Küsschen gab, atmete er nocheinmal tief ein und dann starb er.
Für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen und ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten.
Dieen Schmerz zu überstehen, zu verarbeiten und damit zu leben ist nicht einfach und braucht Zeit. Es gibt kein Patentrezept, wie man damit umgehen soll, da jeder auf eine andere Weise trauert, aber ich sage dir, wie ich damit umgegangen bin. Ich habe ganz viel mit meinen Freunden und meiner Familie darüber geredet. Es raus zu lassen tut gut. Ich habe meine Tränen nicht unterdrückt, weil es wirklich der Seele hilft. Auch jetzt kommen immer noch Momente, in denen mir die Tränen kommen. Auslöser sind Musik oder Filme, aber ich akzeptiere es. Außerdem tabuisiere ich das Thema Tod nicht, sondern setze mich lieber damit auseinander. Ich habe mir beim Bestatter Särge und Urnen angeschaut und ganz viele Fragen dazu gestellt. Bei TV- Reportagen schalte ich nicht um, sondern schaue mir das an um den Tod einfach besser zu begreifen und meine Trauer damit zu mindern.
Gerade jetzt ist dieses Thema wieder ganz aktuell bei mir, da ich letzten Mittwoch (11.1.) meine Oma verloren habe. Sie lebte seit dem Tod meines Opas im Pflegeheim und war nun so Demenskrank, dass sie niemanden mehr erkannt hat. In ihren letzten Tagen hat sie im Bett nur noch dahin vegetiert und konnte nichts mehr außer atmen. Ich weiß, dass der Tod eine Erlösung für sie war, aber es fällt mir sehr schwer zu akzeptieren, dass ich sie nun nicht mehr in den Arm nehmen kann, sie küssen kann oder ihr etwas erzählen kann, auch wenn keine Reaktion von ihr kommt. Mir hilft es momentan am meisten, wenn mich Leute in den Arm nehmen und mir einfach zuhören, wenn ich von Oma erzähle.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen und wünsche dir, dass du einen Weg findest den Tod deiner Oma in dein Leben zu integrieren und die schönen Erinnerungen an sie dich bald wieder lächeln lassen!
Liebe Grüße
Sina