Re Kind vom Partner gestorben
Hallo Olivia,
wenn man Deine eigene Situation nicht selber erfahren hat, ist es sehr schwierig, einen entsprechenden Rat wegen fehlender Erfahrung zu geben. Wir glauben aber und profitieren hier aus der Erfahrung einer großen Familie -, dass es in einer solchen Situation nicht hilft, allein mit selbstverzehrendem Mitleid oder selbstzerstörerischer Trauer ein Hebel anzusetzen. Für ganz wichtig halten wir, dass die ganze Situation, unter der offensichtlich alle leiden, nicht allein psychologisch ausgebadet wird. Die Überbrückungshilfe durch Mitmenschen möglichst aus der Umgebung (Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen, Bekannte u. ä.) ist zur Stabilisierung und zum Auffangen eines solchen Lebensleids und wohl Auch Leidensdrucks besonders wichtig. Die Reaktion des Mannes bzgl. Der Übertragung auf die Tochter ist ein ganz normaler psychologischer Prozess, der ja auch in therapeutischen Sitzungen intern stattfindet. Allerdings scheint uns die jahrelange Übertragungszeit zur einer Verfestigung geführt zu haben, die gefährlich werden und womöglich einmal zu einer inneren oder äußeren Explosion führen kann. Das oberste Gebot, um eine Abschwächung oder eine Milderung des Problems zu bewerkstelligen, wären in erster Linie entsprechende sinnvolle Ablenkungsmanöver und das offene Aufeinanderzugehen, wobei Offenheit und Verständnis selbstverständlich sein sollten. Wenn Du diese, aus der Lebenserfahrung rekrutierenden Kurzratschläge beherzigt, hast Du mit Sicherheit den richtigen Weg gewählt, um die entsprechende Tür zum Herzen des Mannes zu öffnen, durch die Du ihm die richtige Hilfe angedeihen lassen kannst. Das braucht Zeit und Muße und sicher immer wieder neue Versuche, denn der Übertragungsvorgang hat sich wohl auch entsprechend verkrustet. Auch hier gilt: Liebevolles Verständnis vermag diese Kruste nach und nach aufzubrechen. Wie gesagt, Worte alleine genügen nicht. Nur Taten lösen das Problem. Ganz wichtig ist auch, dass wenigstens Du den Überblick behältst, denn wenn beide unter der Fuchtel des Leids und von inneren Zwängen geraten, wird die Sache noch verfahrener und verursacht mit Sicherheit für alle Beteiligten einem teuflischen Kreislauf, aus dem das Entrinnen fast so gut wie unmöglich wird.
Also: Nicht den Mut verlieren! Nicht aufgeben! Denn Du scheinst uns ein Mensch zu sein, der die Sache ganz richtig sieht und beurteilt. Und das ist in der Regel der erste richtige Schritt zu einer Besserung und zur Lösung des Problems. Und denke daran: Um an die Quelle (des Leids) zu gelangen, muss man gegen den Strom schwimmen!
Ganz liebe und herzliche Grüße und viel Erfolg!
i. A. der ganzen Familie ( www.familiezeiger.de.hm )
von Julian + Michael