quanah_12921290Wie würdest Du es sonst nennen, was Du da machst?
im Grunde stehst Du neben einem Querschnittsgelähmten am Fusse einer Treppe und echoffierst Dich, dass der jetzt nicht mal die paar Stufen hochhüpft, wo Du ihn doch zur Treppe geführt hast und auch noch neben ihm hergehen würdest. Überhaupt, was Du nicht alles getan hast, um den zur Treppe zu schieben! Nun schon zum 10. Mal hast Du ihn da hin gefahren!!! Mit Zeit und Kraft und Mühe! Da hast Du Dir so viel Mühe gegeben und der willl da nicht hochhüpfen! Ist doch nun wirklich kein Akt, so ein paar Stufen mal hoch zu steigen! Was für ein faules und undankbares Balg, also wirklich! Dabei ist es doch wichtig, dass er dort hoch geht! Also wirklich wichtig! Und deswegen reisst Du Dir den *** auf, um ihn zur Treppe zu karren und dann bleibt der da unten und geht nicht die paar Stufen hoch? Was für ein *** aber auch!!!
So redest Du die ganze Zeit über Deinen Sohn.
Wie würdest Du es denn bezeichnen, wenn das jemand mit einem Querschnittsgelähmten macht?!?
Du hast nach unserer Meinung gefragt - das ist meine.
Ich hatte schon massive Depressionen und ich habe genug andere gesehen, falls es eine ist, dann hilft es gar nichts, jemanden an den Fuss einer Treppe zu schieben, ob ein mal oder 1000 mal, er KANN nicht hochgehen. Sich zu echauffieren, dass er das dann nicht tut, wo es mit gesunden Beinchen doch ... naja, es ist vielleicht bissl anstrengend, wenn man sonst immer nur Fahrstuhl gefahren ist, man darf eben nicht faul sein, nicht wahr?
Ja, sorry, ich finde das anmassend. Sehr sogar.
Du kannst es Dir nicht vorstellen, dass es unüberwindliche Hindernisse für einen Menschen geben kann, wo Du selbst gerade mal ein kleines Hügelchen siehst. Glaube ich. Aber Du verurteilst Deinen eigenen Sohn ohne zu wissen, worum es überhaupt geht. Du gibt ihm nicht so viel Respekt, mal in Erwägung zu ziehen, dass es vielleicht gar keine Faulheit ist und etwas tieferes dahinter steht, was Du nicht sehen kannst - nein, Du gehst davon aus, das was Du siehst, muss es auch sein. Das ist ein ziemlich hohes Ross.
Liest Du mal, wie Du von Deinem Sohn denkst und sprichst?!? Ja, so einen Papi wünsche ich mir auch, wenn es mir mies geht... nein, halt, so etwas wünsche ich dem ärgsten Feinde nicht.
Dass jemand sich das nicht vorstellen kann - glaube ich, kann ich akzeptieren.
Dass jemand nicht die Kraft hat, da zu unterstützen und zu helfen - weiss ich, kann ich akzeptieren.
Ich nehme es nicht übel und werfe es keinem vor, wenn er da nicht helfen und unterstützen *will* - ich halte nichts von sinnlosen pathetischen Aktionen, die dann letztlich nur beide unglücklich machen.
Aber so verachtend, abwertend davon zu sprechen, dass jemand etwas nicht tut, weil er es wahrscheinlich auf Grund einer Krankheit nicht KANN - wie buchstäblich tausende andere mit der gleichen Krankheit auch, auch unter denen viele angesichts der gleichen Konsequenzen - das verstehe ich nicht, das akzeptiere ich nicht, das möchte ich nicht verstehen, das möchte ich nicht akzeptieren.
Nein, ganz sicher nicht.
Ja, Du sitzt auf einem hohen Ross.
Weil Du davon ausgehst, dass etwas, wo Du kein Problem erkennen kannst, ja wohl auch für andere kein Problem sein kann. Ausser Faulheit eben.
Weil Du wahrscheinlich die Symptome einer lebensbedrohlichen Krankheit als "Faulheit" abstempelst.