Ich werde versuchen meine Geschichte kurz zu fassen, auch wenn sie aus so vielen Details besteht, die im Ganzen alles so fragwürdig machen.
Ich habe meinen wunderbaren besten Freund vor knapp über einem Jahr durch unser gemeinsames Hobby kennengelernt als wir beide für ein Tanzwochenende in der gleichen Stadt waren.
Er war einigermassen frisch von seiner langjährigen Freundin getrennt (ich kannte die beiden schon davor flüchtig und ich mochte ihn immer gerne)
An diesem Wochenende tanzten wir unaufhörlich zusammen und hatten daraufhin stetigen Kontakt per e-mail. (Er wohnt in einer anderen Stadt in einem anderen Land)
Er vertraute mir an, dass er seit ganz kurzer Zeit eine neue Beziehung hat mit der Frau seiner Träume, alles aber sehr kompliziert sei und sie sich gerade in einer (von ihr gewünschten) Beziehungspause befänden.
Bald waren wir sehr vertraut und sprachen Täglich in skype. Oft die ganze Nacht stundenlang. Ich fühlte mich verliebt und ich hatte den Eindruck, dass er ähnlich empfindet.
Wir trafen uns in verschiedenen europäischen Städten für unsere Tanzwochenenden. Einige Wochen später kam er wieder mit seiner Freundin zusammen, doch es blieb kompliziert.
So ging das ca 9 Monate. Täglicher Kontakt, stundenlange Videotelefonate usw. Und immer wieder trafen wir uns in verschiedenen Europäischen Städten für unsere Tanzwochenenden.
Immer waren wir beide sehr schüchtern bei diesen Treffen. Es gab feste Umarmungen, mehr aber nicht.
Bei jedem der Treffen gibt es in Bezug auf unsere Intimität eine Steigerung.
Wir teilen meistens ein Zimmer; Anfangs schlief ich im Bett und er auf dem Boden.
Seit er mich im Herbst für einige Tage besuchen kam, teilen wir ein Bett. Beim ersten Mal, lag ich nur wenige Stunden neben ihm. Bei den Nächten Begegnung hielt er beim Schlafen meine Hand, dann lagen wir in der Löffelchenstellung und mittlerweile liegen wir eng umschlungen.
Wenn er von seiner Freundin spricht (die natürlich von all diesen gemeinsamen kleinen Reisen und dem Teilen des Zimmers/Bettes weiss), habe ich keinen Zweifel, dass sie die Frau seiner Träume ist, die Frau fürs Leben.
Ich verstehe aber nicht, was er zu kompensieren versucht, bei den Begegnungen mit mir. Den Zärtlichkeiten und den vielen täglichen Anrufen und sms.
Ich habe ihn als den wertvollsten Menschen in meinem Leben so liebgewonnen, dass ich wirklich Liebe für ihn empfinde. Ich fühle mich nichtmehr heimlich verliebt. Dennoch möchte ich sein "psychologisches Profil" verstehen. Betrügt er sich selbst, oder ist alles was zwischen uns passiert nur der Ausdruck tiefen, liebender Freundschaft?
Wir haben uns nie geküsst. Wir sprechen nie darüber, ob das was zwischen uns ist, irgendwelche Grenzen sprengt.
Er sagte mir vor langer Zeit, dass er seine Freundin niemals betrügen würde, aber ist das nicht längst geschehen?
Ich bin so verwirrt durch diese seltsame, wunderbare Freundschaft, dass ich es nicht wage diese Frage an ihn zu richten; aus Angst, ich könnte mit all meinen Interpretationen falsch liegen, und würde mir die Dinge schön denken und auf völliges Unverständnis seinerseits stossen. Ich möchte um keinen Preis unsere Freundschaft beschmutzen oder verlieren.
Was also steckt hinter einem Mann, der nie eine Frau ausserhalb einer festen Beziehung küsste, dessen Beziehungen mehrere Jahre dauerten, der die Frau fürs Leben gefunden hat und dennoch so verbunden und intim, mit seiner besten Freundin sein kann?
Wir sind auch keine Teenager mehr...