Ich fang einfach direkt an mit dem, was passiert ist.
Vor einiger Zeit habe ich mehrmals getraeumt, wie ich von einem Mann missbraucht wurde. Es war immer der selbe Mann, der mich am Arm an einem Platz in eine Seitenstrasse gezerrt hat und mich dort vergewaltigt hat. Ich bin nicht einmal in der Nacht aufgewacht, es war eher so, dass ich morgens wach wurde und das Gefühl, dieses verdammte Gefühl immer noch da war. Es fühlte sich so echt an, dass ich glaube, zu wissen, wie es sich anfühlt, sich nicht mehr wehren zu können und - ich habe alleine beim Tippen einen Kloß im Hals - zu sowas gezwungen zu werden.
War ja nur geträumt, könnte man sagen.
Man sollte an dieser Stelle vielleicht wissen, dass ich normalerweise sexuelle Demütigung - wenn sie gewollt war und mit dem Partner - immer erregend fand, vielleicht spielt das ja eine Rolle, da ich nicht glaube, das so etwas von irgendwo kommt. Ich habe also normalerweise keine großen Probleme mit sowas, also so etwas in Filmen zu sehen, fand ich auch nie sonderlich schrecklich.
Heute passierte es, dass ich mir ein Lied anhörte und in diesem Lied war ein kurzer Ausschnitt von vielleicht einem Film zu hören. Ein Mann "Wir machen das jetzt, Schätzchen" und eine weinende wimmernde Frau, die "Nein" sagt.
Das ist der Moment, in dem die Zeit angehalten ist. Meine Kehle schnürte sich zu und ich konnte nicht mehr atmen, ich habe keine Luft mehr bekommen, es fühlte sich an, als läge ein Stein auf meinem Brustkorb und ich hatte ein drückendes beklemmendes Gefühl im Bauch. Ich war plötzlich nicht mehr hier, nicht mehr in meinem Zimmer, nicht mehr im Hier und Jetzt. In meinem Kopf, die ganze Zeit diese Szene, wie der Mann mich am Arm packt, die Schreie, wieder dieses Gefühl.
Ich lag eine gesamte Stunde regungslos, mit angehaltener Luft auf meinem Bett. Es fühlten sich an wie 5 Minuten, aber es war eine Stunde.
Ich sah weder ein noch aus, - ich hatte nebenbei bemerkt bis vor einem Dreivierteljahr ein Problem mit Selbstverletzung, hatte mich seitdem nicht mehr geschnitten -, es kam eins zum anderen und ich habe mich das erste Mal seither wieder geschnitten.
Zu trug sich geschilderte Situation heute Mittag gegen 16 Uhr und ich tat mich schwer, das zu verdrängen, ich schaffte es aber, mich für eine halbe Stunde abzulenken.
Dann aber überkam mich unendliche Panik, ich verspürte einen solchen Ekel vor mir selbst und vor meinem gesamten Dasein als solches, dass ich im Wahn meine gesamten Online-Konten deaktiviert habe.
Ich habe Angst. Extreme Angst. Ich habe das Gefühl, nicht sicher zu sein und dieses vorhin geschilderte Gefühl ist genau jetzt gerade da und es geht nicht mehr weg. Ich habe WhatsApp gelöscht, ich habe alles gelöscht, damit ich für niemanden zu erreichen bin. Ich habe das Gefühl, etwas ist passiert oder wird passieren und ich weiss nicht, was ich tun soll.
Ich habe Angst, vergewaltigt worden zu sein. Ich liege jetzt gerade wieder in meinem Bett und weine, jede Kleinigkeit triggert mich und ich denke an den Mann, an die weinende Frau, an das Gefühl, an mich. Ich habe Angst, ich fühle mich ekelhaft und kann nicht schlafen.