Mangelnde Krankheitseinsicht...
Hallo!
Alles was Du hier beschreibst, habe ich (44/m) zu 95% genau so erlebt. Leider kann ich Dein Geschlecht nicht bestimmen, das wäre noch hilfreich gewesen.
Ich leide seit 18 Jahren unter einer Panikstörung mit depressiven Phasen. Dazwischen hatte ich 15 Jahre Ruhe, vor 6 Monaten hat es wieder angefangen, heute geht es mir wieder relativ gut.
Ich lese aus Deinem Beitrag ein paar sehr typische Eckpunkte heraus:
Alle Ärzte sind unfähig, ich bin wirklich körperlich krank, die sind nur nicht kompetent genug, das Problem zu finden.
Daher renne ich von Arzt zu Arzt, bis mir einer das sagt, was ich hören will.
Ich bin NICHT PSYCHISCH ERKRANKT!!!!!!! Psychische Erkrankungen haben in meinem Leben nichts zu suchen.
Logische Folge: Psychotherapie kann mir nicht helfen und ist von vornerein zum Scheitern verurteilt. Darum lass ich mich erst gar nicht richtig darauf ein.
Ärzte haben mich von Benzodiazepinen abhängig gemacht. Die haben mich gezwungen (unter Androhung von Waffengewalt), Lorazepam (Tavor?) zu nehmen, ich kann nix dafür, dass ich das Zeug heute brauche.
Es ist die Aufgabe anderer, dafür zu sorgen, dass es mir besser geht.
Ich habe sehr viele körperliche Symptome, also muss die Erkrankung auch einen körperlichen Grund haben.
Es passieren Dinge mit mir, über die ich keine Kontrolle habe. Wenn ich keine Kontrolle über die Geschehnisse habe, bin ich machtlos, hilflos und ausgeliefert.
Das alles mag sich für Dich jetzt zynisch und herablassend anhören, aber alle diese Punkte sind typische Denkweisen, die die Panikstörung am Laufen halten und die ich genau so über viele Jahre gepflegt habe. Deine größten Feinde im Moment sind Lorazepam und das Mitleid anderer Leute.
Lorazepam deckelt Deine Psyche ab und macht Dich nicht therapierbar. Begleitend oder vorbereitend zu einer Therapie steht der Entzug. Eine unschöne Zeit, aber unumgänglich, wenn Du willst, dass es Dir langfristig wieder besser gehen soll.
Das Mitleid anderer Leute versetzt Dich in die Rolle des hilflosen Opfers, Du fühlst Dich in Deinem Elend bestätigt. Das macht Dich vor Dir selbst noch schwächer, kleiner, ängstlicher.
Da es auch für mich nicht unproblematisch ist, über dieses Thema zu schreiben, warte ich jetzt erstmal ab, ob dieses Thema von Dir gepflegt wird, bevor ich mir hier nen Wolf tippe. Zu dem Thema hätte ich nämlich noch sehr viel Hilfreiches beizusteuern.
Schau Dir einfach mal die angesprochenen Punkte aus einer selbstkritischen Distanz an und prüfe, ob da was auf Dich zutrifft...