Deine Gedanken kann ich verstehen, ein Mensch mit "Tiefgang" stellt sich in solchen Momenten immer die Frage, ob er etwas falsch gemacht hat. Auch wenn eine solche Begleitung bei guten Veterinären erfolgt, kenne das aus eigener Erfahrung, musst Du Dir nach meiner Einschätzung diese Fragen nicht stellen. Mach Dir keine Vorwürfe (auch wenn das immer mal wieder hochkommt), ihr Leiden ist vorbei. Hunde leiden unglaublich leise, oft denken wir Menschen dadurch: "Ach, so schlimm kann es also gar nicht um ihn/sie stehen." Das täuscht jedoch, sie quälen sich dann schleppend, stark hinkend, nur um dem Rudel, der Familie nahe zu sein. Selbst ihr Spieltrieb scheint in den schwächsten Momenten ungebrochen - auch wenn es gar nicht mehr wirklich geht. Das macht es dann auch für uns schlimmer.
Es passiert häufiger als man möchte, dass man seine tierischen Lieblinge vermenschlicht, ihnen Reaktionen und Verhaltensmuster andichtet, die den unseren nahekommen. Wir selbst hatten im letzten Jahr unsere Hündin gehen lassen müssen, für mich war die Entscheidung dafür sogar nur im Minutenbereich, wobei die Hindernisse bei wachem Blick schon Wochen zuvor offensichtlich waren. Demnach war schon eine gedankliche Vorbereitung zu diesem letzten Schritt gegeben - leicht ist das dennoch nicht. Man will sich davor drücken, hofft auf ein Wunder in letzter Sekunde, das es nicht gibt oder dass einem ein anderer diese Entscheidung über Leben und Tod abnimmt.
Sie liegen uns am Herzen, sind die treuesten Begleiter, selbst wenn nicht immer so rund läuft, man erlebt so viele Dinge gemeinsam mit Ihnen. Sie verzeihen jedes Fehlverhalten sofort, sind nicht nachtragend, einfach immer froh über die Nähe des "Rudelmitglieds".
Es ist normal, dass Du trauerst und auch gut so. Es sind die traurigen, schwierigen Momente im Leben, die wir keinesfalls wollen, die uns aber zu dem Menschen formen, der wir dann sind.
Und... Dein Liebling hatte einfach und so gierig gefressen, weil er hungrig war. Starke Erkrankungen sowie deren Behandlungen führen jedes Lebewesen an Grenzbereiche. Es gibt dann einfach sehr kurze Momente, die uns einen Wandel, den Beginn eines kontinuierlichen Aufblühens glauben machen wollen. Es sind und bleiben aber nur Momente.
Deine Ratio traf die einzig richtige Entscheidung, Deine Emotion "denkt" jedoch anders.
Wie auch bei Menschen haben wir die Vorstellung des friedlichen Einschlafens in häuslicher Umgebung. In der Realität passiert genau das jedoch in den wenigstens Fällen.
Trauere, behalte ihn in guter Erinnerung - aber verliere Dich nicht in der Trauer. Es brennt jetzt noch innerlich, Du möchtest das nie mehr durchmachen müssen, möchtest aus Selbstschutz nie wieder einen solchen Freund in Dein Leben lassen. Aber auch das ändert sich...nur Mut!
Alles Liebe!