Hallo, ich bin total frustriert und verunsichert. Ich schildere die ganze Vorgeschichte, weil ich mir nicht sicher bin, ob sie eine Rolle spielt, aber im Wesentlichen geht es ab dem Stern* los.
[Ich studiere seit 3 Semestern Sozialpädagogik und habe damals im ersten Semester eine junge Dame kennen gelernt. Ich dachte eigentlich immer, dass sie nur eine sehr gute Bekannte sei.
Da sie zum Einen vergeben war, wir keine gemeinsamen Interessen haben und ich darüber hinaus auch noch über 5 Stunden zum Studium pendle, kann ich private Treffen an einer Hand abzählen. Vieles, was wir geplant hatten, haben wir uns oft auch einfach aus mangelnder Lust spontan wieder abgesagt.
Nur eine Sache war auffällig: ihre Suche nach männlicher Nähe (An dieser Stelle könnte man alles darauf schieben, dass sie ohne Vater aufwachsen musste, aber das wäre sicherlich zu kurz gefasst). Und im ersten Augenblick mag das auch so klingen, als würde sie an der Uni einfach jedem Kerl am Arm hängen, letztendlich war ich bis zu ihrer Trennung - neben ihrem Freund - aber das einzige humane Kissen. Später wurde ihr Freund durch den Erstbesten, der sich als Kissen anbot, ersetzt und übernimmt seither meine Aufgaben am Wochenende.
Für mich war das alles okay. Es spielte keine Rolle, dass sie ständig auf Schmusekurs war, mich nur Schatz und Bärchen rief oder mich die Leute ständig fragten, ob ich mit ihr in einer Beziehung sei.
Aber alles änderte sich, als sie nach mehr als 2 Semestern das erste mal gefragt wurde, ob sie mit mir in einer Beziehung sei. Die Frage war ihr sichtlich sehr unangenehm und unmittelbar danach ging sie auf Abstand. Kein Kuscheln, keine Spitznamen.
Der Abstand störte mich eigentlich nicht weiter. Im Gegenteil! Plötzlich lernte ich völlig neue Leute im Studium kennen. Leute, die mittlerweile sehr gute Freunde wurden. Und so tat sich aber eine tiefe Kluft zwischen uns beiden auf.
Ihre Blicke waren tödlich, ihre Schulter eiskalt und so hatte ich ständig das Gefühl, dass ich es gewesen sei, der sich falsch verhalten hat. Ein ungutes Gefühl, dass ich unbedingt loswerden wollte. Ich suchte das Gespräch.
In dem Gespräch wurde schnell deutlich, dass sie tatsächlich der Ansicht war, dass ich allein für all das verantwortlich sei. Ich hätte sie mit neuen Leuten einfach ersetzt. Sie kritisierte, dass ich ihr nie etwas erzählen, mit ihr unternehmen oder sie in Gruppen miteinbeziehen würde. Und tatsächlich hatte ich nie das Gefühl, dass ich mich ihr öffnen könnte oder gar mit ihr befreundet sei - obwohl ich mir immer gewünscht hätte, mich mit ihr besser zu verstehen.
Sie verlangte, dass ich mich verändere. Ich lehnte ab. Sie ging. Am nächsten Tag alles anders.
Sie ging mit einem komplett anderen Standpunkt in ein zweites Gespräch mit mir und äußerte lediglich den Wunsch, dass wir uns wieder anfreunden sollten, da ich für sie einer ihrer besten Freunde geworden sei.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass sie, im Vergleich mit mir, einen sehr großen Bekannten- und Freundeskreis hat, mit dem sie regelmäßig über viele Jahre hinweg viele Dinge durchgestanden hat. Es leuchtet mir bis heute nicht ein, warum sie mir an dieser Stelle eine so wichtige Rolle zuschreiben wollte.
Ich versuchte also mein bestes, ihr ein guter Freund zu sein. Ich ging auf sie zu, rief sie manchmal an, machte mit ihr Dinge aus und vor allem begann ich ihr Kuscheln zu erwidern. Man sah uns ab da nur noch Arm in Arm. Und sie vertraute mir Dinge an, die sie nach eigenen Angaben sonst Keinem erzählte. Sie weinte dabei gelegentlich. Ich sah sie ohne Make-Up, fand sie zum ersten Mal hübsch...]
* Vor einigen Wochen bemerkte ich, dass es für mich viel mehr wurde als Freundschaft. Es fällt mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen, ohne sie im Kopf zu haben. Und jedes mal, wenn sie etwas ohne mich unternahm, war da dieses unendliche Gefühl von Einsamkeit in mir...
Ich hatte große Angst, weil sie immer von Männern schwärmte, die alles andere waren als ich:
Männer, wie Schränke. Mit Großen Händen, breiten Schultern.
Männer, die sich nicht groß um ihr Aussehen kümmerten- rustikal.
Männer, die mitten im Leben standen und nicht "oben bei Mutti" wohnten.
Männer, die sich nehmen was ihnen zusteht und nicht lange überlegten.
Wenn ich genauer überlegte, war ich genau das Gegenteil. Ich war der "schwule" beste Freund, den sich manch Frau wünscht.
Meine Liebe war somit ein Problem! Mein Liebesgeständnis vor 2 Wochen fast schon eine Entschuldigung.
Aus Angst vor der Antwort - die ich bereits zu kennen glaubte - ließ ich ihr gar keine Möglichkeit zu antworten. Sachlich erklärte ich ihr, wie es mich auf eine Zerreißprobe stellt, wenn ich in ihrer Nähe bin. Wie ich nur noch Hintergedanken habe und ihr gerade kein Freund mehr sein kann. Und dass ich nun einige Zeit keinen Kontakt mehr zu ihr möchte, damit sich das Ganze wieder verläuft.
Sie versuchte mich mit netten Worten aufzubauen, aber der Schock war ihr ins Gesicht geschrieben. Als ich sie dann alleine ließ, war es ein merkwürdiges Bild. Ich verzog keine Miene, sie weinte.
Letzte Woche sahen wir uns in einem Seminar wieder. Mussten leider zu zweit weiter an einem Projekt arbeiten. Alles war wie immer und trotzdem war plötzlich Alles anders.
Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, ob Abstand die richtige Entscheidung ist. Ich glaube eigentlich nicht daran, dass ich je mit ihr aufrichtig befreundet sein kann, obwohl ich ihr dahin gehend Hoffnungen gemacht habe. Ich wollte damit eigentlich nur erreichen, dass sie sich erstmal nicht mehr meldet.
Leider glaube ich mittlerweile auch nicht mehr, dass Abstand die richtige Lösung war. Ich denke seither nur noch öfter an sie, bin noch hin- und her- gerissener. Und mache mir zusätzlich Vorwürfe, dass ich es nicht zumindest probiert habe, ihr den Hof zu machen.
Letztendlich weiß ich jetzt nicht mehr mit ihr umzugehen. Habe das Gefühl einen wichtigen Menschen verloren zu haben. Frage mich, ob es schon zu spät ist, die Richtung nochmals zu ändern. Und kann überhaupt nicht mehr abschätzen, was sie von mir denkt.
Hat jemand Rat?