Hallo, dieses ist meine persönliche Erfahrung, kein Rezept!
Vor ca. 20 Jahren fing bei mir alles an. Angst- und Panikzustände mit allen euch wohl bekannten Symptomen bis hin zu Zuständen, die Kontrolle zu verlieren und sich sogar auf fremde Hilfe einzulassen und sich völlig bloßzustellen. Ganz schreckliche Erfahrungen. Es gab auch immer wieder Zeiten, in denen es mir gut ging, ich meinen Sohn geboren habe, alles in Ordnung schien, aber das war eben nicht auf Dauer. Einige Therapien habe ich gemacht, die aber auch nur kurzzeitig halfen, mich über Wasser zu halten. Auch mein Umkreis (Familie, Arbeit, Freunde) litt unter mir, es ist sehr schwer für Angehörige, das alles zu verstehen und doch nicht helfen zu können. Gutgemeinte Ratschläge ("Mach Sport") erreichten mich gar nicht, weil ich mich nicht ernstgenommen fühlte.
Letztendlich war ich in neurologischer behandlung und mein Arzt riet mir zu einer stationären Therapie in einer Psychosomatischen Klinik.
Nach etwas Zögern bin ich in einer solchen Klinik für 6 Wochen gewesen und habe viele Erkenntnisse daraus gezogen. Ich bin nicht geheilt, aber mir geht es weitaus besser, weil ich mit meiner Krankheit umgehen kann und die Symptome besser verstehe. Ich bin nahezu beschwerdefrei, gut ein Jahr später, und versuche meine Schwächen besser zu akzeptieren und mit kleineren Beschwerden umzugehen.
Inhalte einer solchen Therapie sind: Das Verständnis darüber was sich im Körper bei einer Panikattacke abspielt und Verhaltensmuster zu erlernen oder zu verlernen.
Verschiedenste Therapieformen befanden sich auf meinem Therapieplan. Ergo, Gruppe, Einzel, spezielle Gruppen für Angst, Depression usw., Bewegung und sehr wichtig der private Umgang mit den Mitpatienten. Man lebt dort mit Gleichgesinnten, die alle ein Problem haben und therapiert sich auch dadurch, wenn man z.B. Konflikte austrägt oder Seiten an sich erkennt, die einem gar nicht so bewusst waren.
Sehr wichtig war für mich die Erkenntnis des Vermeidungsverhalten, was man als Betroffener logischerweise an den Tag legt. Mache ich aus Angst etwas nicht, geht es mir körperlich wieder besser, wenn ich geflüchtet bin. Was bleibt ist aber die Seele, die ausdrückt, dass man mal wieder versagt hat. Stelle ich mich der Situation, gehen die körperlichen Beschwerden nur sehr langsam weg, aber danach kommt dieses stolze Gefühl, es ausgehalten, es geschafft zu haben und dass nichts befürchtetes eingetroffen ist. Aber, das lernt man in einer Therapie! Das kann man sich nicht selber beibringen, sonst wären ja all die gutgemeinten Ratschläge eine Hilfe und wir bräuchten keine Psychologen.
Ich habe einiges über mich herausgefunden und versuche meinen Alltag danach zu gestalten. Ich nehme mich wieder wichtiger, achte mehr auf meine Umwelt und bin ehrenamtlich tätig geworden (geht natürlich nur, wenn man es sich finanziell leisten kann, nicht zu arbeiten). Dieses Ehrenamt betrachte ich als Hilfe in Gegensätzlichkeit. Ich bin für andere da und finde eine Bestätigung, die mit Geld gar nicht zu bezahlen ist. Ich komme wieder unter Leute und werde akzeptiert.
Wenn jemand noch mehr zu diesem Thema wissen möchte, nur zu! Ich mache hier keine Werbung für die Kliniken, aber es war mir wichtig meine Erfahrung mitzuteilen, was aber sicher kein Patentrezept ist. Nur eine Anregung, denn es gibt in diesen Foren genug Leute, die meinen, Diagnosen stellen zu können oder zum Absetzen von Medikamenten raten. Das ist unverantwortlich, denn wir sind alle keine Mediziner und kennen den Betreffenden gar nicht.