Hallo,
Ich bin Thalia, übermorgen vierzehn Jahre alt und habe eine Frage an euch:
Seit ich ganz klein bin, merke ich, dass ich alles ein bisschen anders wahrnehme als andere, vorallem in meinem Alter.
Ich bemerke viel mehr, kann kein Leid sehen, fiebere immer mit allen mit und tue mir nur allzu leicht im Verstellen.
Oft habe ich mich gefragt, weshalb alle Menschen so kalt, und ja, manchmal auch dumm sind, wenn sie nicht gesehen haben, dass es mir oder anderen schlecht geht. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass sie es einfach nicht können.
Und dann ist mir etwas entscheidendes aufgefallen: Ich weiß, was die Menschen fühlen.
Als ich klein war, habe ich das nur erkannt, wenn sie mit mir geredet haben, an der Stimme und dem Gesichtsausdruck. Später musste ich sie gar nicht kennen, lediglich die Körperhaltung hat Bücher geschrieben.
Diese Fährigkeit hat sich immer weiter ausgeprägt, bis ich heute die meisten Gedanken eines anderen Menschen durch das was er fühlt herausfinden kann, einem Text oder auch nur einer SMS Stimmung und Charakter entnehme und sogar manchmal die Tiere verstehe. Bei letzterem am besten Katzen, einfach weil ich zwei zuhause habe und mir ihre Art vertraut geworden ist.
Ich lese oft, was sie denken.
Aber eigentlich leite ich alles nur aus ihren Gefühlen her. Sie sind überall um mich und wenn ich mich konzentriere, dann kann ich sehr viel mit ihnen herausfinden.
Manche fragen sich jetzt sicher: Hä? Wie kann sie denn die Gefühle anderer kennen?
Und ehrlich gesagt weiß ich es auch nicht so genau.
Wenn ich eine Stimmer sprechen höre, dann kann ich jede Tonlage mit mir selbst vergleichen und erinnere mich dann an meine Emotionen in dem Moment.
Das ist jedenfalls meine Theorie, aber wie gesagt bin ich mir nicht ganz sicher.
Am leichtesten ist es natürlich, wenn jemand vor mir steht. Dann schwappten seine Stimmungen nur so zu mir hinüber.
Das ist manchmal ganz schön lustig. Ich habe einen Lehrer, dem es vermutlich so ähnlich geht, denn manchmal sehe ich ihn nur an und er meint: Thalia! Denk nicht so laut!
Dann muss ich immer lachen und er redet stumm weiter, indem sein Blick einfach an mir hängt und ich weiß, was er sagen will.
Aber oft ist es auch sehr schwierig. Wenn andere Prüfungen haben, beginne ich oft fast zu weinen, weil sich ihre Aufregung auf mich überträgt. Ich halte das gar nicht aus.
Wenn ein Mensch in meiner Umgebung traurig oder deprimiert ist, fühle ich denselben Schmerz.
Deshalb ist es für mich auch schrecklich, wenn Erwachsenen oder Ansprechpersonen hilflos sind. Wenn Eltern selbst Angst haben oder nicht weiter wissen. Ich merke das und es löst Panik in mir aus.
Und was mich auch sehr stört: Ich kann mir nicht aussuchen, mit wem ich fühle. Es sind einfach alle, ob ich sie mag oder nicht, ob 'gut' oder 'böse'. So kann es dann sein, dass mir die schrecklichsten Menschen leid tun, einfach weil sie auch Lebewesen sind.
Jetzt wollte ich fragen, was das ist. Wieso spüre ich das? Eindildung ist es sicher nicht, dazu hatte ich schon viel zu oft Recht mit dem, was ich herausgefunden habe. Das meinen auch andere.
Aber kann man das als wirkliche 'Fährigkeit' bezeichnen oder einfach als ausgeprägtes Mitgefühl?
Und überhaupt: kann ich es irgendwie trainieren? Ich bin schon weit gekommen, aber hier, wo ich mich gerade befinde, weiß ich nicht weiter.
Ich würde gerne lernen, diese Analyse der anderen an und aus schalten zu können. Oft vermischen sich meine Gefühle mit denen der anderen und ich brauche eine lange Zeit um diese Knoten dann wieder zu entwirren.
Es tut mir wirklich Leid, wenn der Text zu lange geworden ist und ich glaube, dass ich ihn in die falsche Kathekorie gestellt habe, doch ich würde mich wirklich über jede Antwort sehr freuen!
Liebe Grüße,
Thalia