Hallo!
Ich habe seit eh und je ein Problem mit meinem Selbstvertrauen... ich fange einfach mal bei meiner frühen Pubertät an...
Ich hab mich schon immer als "hässlich" gesehen. Ich war die einzige mit roten Haaren in meiner Stufe, somit auch die einzige mit hellen Wimpern (die ich aber seit ich 13 bin tusche^^), hellen Augenbrauen, totenbleicher Haut usw. Zudem war ich auch immer sehr dünn (nicht beabsichtigt!).
Und noch dazu habe ich seit ich 12 oder 13 sind am ganzen Körper Wachstumsstreifen - Rücken (!!), Po, Beine, leicht auch am Busen.. und später kam dann noch relativ ausgeprägte Cellulite dazu. Und das alles, obwohl ich - wie gesagt- immer schlank war.
Meine Pubertät bestand also daraus, dass man mich wegen meiner Haare geärgert hat, mir offen ins Gesicht gesagt hat, ich wäre magersüchtig (was nicht der Fall war - und sooo dünn war ich nun auch nicht) und mich absolut jeder auf die Wachstumsstreifen am Rücken angesprochen hat.
Viele haben sich sogar lustig gemacht- selbst ein Arzt, der mal meinen Rücken bei einer Untersuchung gesehen hat!!
Leisungsmäßig war ich auch eher im Mittelfeld. Allein schon wegen meines Aussehens war ich schüchtern und ruhig, hatte eher wenige Freunde.
Als alle so langsam aber siche erste Erfahrungen mit Jungs machten, war ich noch Jahre davon entfernt. Kein Junge wollte ein rothaariges Mädchen mit wenigen Freunden und mittelmäßgen Noten.
In der 11. Klasse scheiterte ich dann in Mathe - auch wenn ich weiß, dass es letztlich nicht am mir lag (es sagten sogar andere LEHRER, dass mein damaliger Mathelehrer das allerletzte Monster war), fühlte ich mich wie geistig zurück geblieben.
Den Glauben ans Abi hatte ich aufgegeben und bin dann auf ein Berufskolleg gegangen um dort einen Fachabi Bildungsgang zu belegen.
Nach 2 Jahren war der zu Ende, ich war 19, endlich seit Anfang des zweiten Jahres in einer Beziehung und hatte es zu einem beträchtlichen Schnitt von 1,0 gebracht.
Und was ging in meinem Kopf vor?
"Du hast NUR Fachabi, also bist du ja trotzdem dumm. Und auch, wenn du jetzt einen Freund hast - trotzdem hast du nicht mit 13 oder 14 mit dem knutschen und mit 15 oder 16 mit dem Sex angefangen wie alle anderen - nein, du warst bei beidem 18. Du bist hässlich und unnormal."
Danach beschloss ich "Fachabi ist nicht genug" und belegte einen Vollabibildungsgang.
Die Beziehung ging iwann in die Brüche, aber ich lernte wieder jemanden kennen und alle sagten mir, dass er nett sei und super aussehe.
Das Abi machte ich dann mit 1,3 - super gut!
Und was war in meinem Kopf?
"Wie kann man sein Abi erst mit 21 machen? Wie dumm du bist..."
Kurz danach versuchte ich meinen Führerschein, doch es scheiterte daran, dass ich seit früher Kindheit erhebliche Koordinationsprobleme habe und zudem etwas ängstlich bin, was das Fahren angeht.
Wieder ein Punkt in meinem Leben, über den ich nicht hinwegkomme.
Wenn ich Autowerbung im Fernsehen sehe, muss ich fast heulen und auch wenn ich sicherlich im Berufsleben auch mit Bus und Bahn klarkommen werde (ich werde schließlich Lehrerin und nicht Busfahrer oder Fahrlehrer^^) fühle ich mich wieder wie ein Versager. Gesellschaftsunfähig. Unnormal.
Dann ging die Beziehung zu meinem zweiten Freund in die Brüche (falls ihr das vermutet, das Ende beider Beziehungen hatte nichts mit meinen Selbstwertproblemen zu tun, da spielten ganz, ganz andere Faktoren eine Rolle, aber trotzdem war es natürlich schmerzhaft).
Vor einem Monat habe ich mein Studium (Erziehungswissenschaften und Deutsch auf Lehramt) aufgenommen und ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das meistern werde.
Und trotzdem habe ich nur all diese Dinge im Kopf:
Ich hatte keine Jugend (keine Erfahrungen mit Jungs, statt Partys langweilige Wochenenden zu Hause), ich habe Abi nicht am Gymnasium, sondern nur am Berufskolleg gemacht, ich habe erst mit 21 Abi gemacht/mit dem Studium begonnen, ich habe Wachstumsstreifen wie eine, die von 100 auf 50 kg abgenommen hat, ich kann nicht Auto fahren, ich bin Single, ich bin dumm, hässlich. Mein Leben ist Mist.
Ich weiß, diese Einstellung ist ziemlich krank, vor allem wenn man betrachtet, dass ich ein super Abi habe, studiere, eine eigene Wohnung habe, es mir finanziell mehr als super geht, ich eine tolle Familie habe, ich mir mittlerweile leicht Freunde machen kann, meine Wochenenden meistens aus feiern, Kino etc. und nicht mehr aus Langeweile bestehen.
Noch dazu würde mich NIEMAND als unattraktiv bezeichnen - alle sagen mir, meine Haare wären so toll und ich habe wirklich eine sehr gute Figur (na gut, Brüste könnten größer sein, aber ansonsten... Knackpo, lange, schlanke Beine, alles passt zusammen, flacher Bauch etc.. Eigentlich recht sexy ;)
Und mein Gesicht ist auch ganz hübsch eigtl.
Aber auch, wenn ich all die gerade genannten Fakten betrache, sehe ich IMMER nur das Negative.
Wenn jemand sagt "Wow, Abi mit 1,3 - toll!" rechtfertige ich mich immer sofort niedergeschlagen mit "Ja, aber ich war ja auch auf ner Idiotenschule und war schon uralt."
Und wenn meine Mama sagt "Du wirst nicht auf ewig Single bleiben, du wirst wieder jemanden finden" antworte ich "Jaa, sicher. Männer stehen auf gepiercte Flittchen und nicht auf rote Haare und außerdem wollte mich früher auch niemand haben, warum sollte das jetzt anders sein?".
Wenn jemand sagt "Es muss ja nicht jeder für's Autofahren gemacht sein." sage ich: "Ja toll, dadurch werde ich aber zu einem echt wertlosen Menschen."
Ich denke, ihr habt durch meine Ausführungen nachvollziehen können, was mein größtes Problem ist - die guten Sachen blende ich aus, die schlechten - selbst, wenn sie teilweise schon längst der Vergangenheit angehören und gar nicht mehr Teil meines Lebens sind - sind für mich immer präsent.
Das witzige ist, dass wahrscheinlich wirklich keiner weiß, wie ich fühle, denn ich habe eigtl meistens super Laune, bin spontan und witzig. Und ich spiele das auch alles nicht vor!! Nur sobald ich alleine bin, kommen die dummen Gedanken... :(
Was denkt ihr, kann ich tun? Zu einem Psychiater gehen wäre der absolut letzte Schritt für mich.
Doch wie schaffe ich es, mich selbst positiv zu sehen?
Das ist doch nicht normal, in dem Ausmaß in dem es bei mir ist, oder?