Es ist 0.21 Uhr an einem Mittwochmorgen, ich sitze in meinem Bett, den Laptop auf den Füßen und den Rücken an die Wand gelehnt. Ich sehe mich um, mein Zimmer ist klein, schmutzig, der Mülleimer ist überfüllt, die Regalbretter staubig, Wäsche liegt herum.
Ich bin 30 Jahre alt und lebe in einem winzigen Zimmer in einem Studentenwohnheim. Ich habe keine guten Freunde, keinen Partner, mit meiner Familie habe ich seit Wochen nicht mehr gesprochen. Ich habe mich in mein kleines Zimmer im Studentenwohnheim zurückgezogen.
Tagsüber promoviere ich, worüber ich promoviere weiß ich nicht so genau. Seit Tagen war ich nicht mehr in meinem Büro an der Uni, niemanden interessiert es ob ich da bin oder nicht. Seit einem Jahr geht das so, zu Beginn der Promotion habe ich meinem Doktorvater geholfen und Projekte für Ihn bearbeiten. Er mochte meine Arbeit, verwendet Sie um in der Welt herumzureisen und Präsentationen zu halten. Ich sitze derweil an einem Schreibtisch an der Uni, von der Welt verlassen. Er verspricht viel, hält aber nichts ein, nur leere Worte eines verzweifelten Professors, der nicht mehr zu offerieren hat als leere Worte. Es ist nicht seine Schuld, auch er ist nur verzweifelt auf der Suche nach Anerkennung, in einer Welt der Blender.
Ich bin 30, hab eine Ausbildung, Bachelor und Master gut bestanden, Ausland- und Inlandpraktikum bei Global-Playern, gute Arbeitszeugnisse und jede Menge Urkunden und Zusatzzertifikate. Aber was will ich? Ich weiß es nicht, darum verschlafe ich Woche für Woche im kleinen Zimmer im Studentenwohnheim.
Bald ist Weihnachten, besuche ich Familie? Nein die ziehen mich runter, saugen meine letzte noch verbleibende Energie wie einen Schwamm auf, sodass ich nur ein ausgelaugtes Stück Nichts bin, in Ihrem Angesicht. Ja Weihnachten werde ich in meinem kleinen Zimmer sitzen und lesen, im Web surfen, Porno schauen, vielleicht für zwei Stunden in ein SPA gehen und etwas meditieren. Besser allein in meiner kleinen Zelle als Eltern und Geschwistern das Kindelein vorspielen zu müssen. Das Kindlein im erwachsenen Körper. Nur Schein, nur Selbstverleumdung und Druck kein Verständnis, keine Nähe und Geborgenheit.
Das ist mein Leben. Der Körper wohl geformt und attraktiv, ich verstecke meine Narben, so dass Sie keiner sieht. Für das andere Geschlecht anziehend, doch unfähig für eine Partnerschaft. Nur darauf aus ab und an die Nähe eines Menschen zu spüren, auch wenn ich den Akt nicht recht genießen kann, nur Nähe spüren. Ich verletze meine Gegenüber, gehe allzu schnell wieder auf Distanz, wie ein scheues Reh.
Das ist mein Leben. In meinen Träumen denke ich an Haus, Familie, soziales Leben, guter Job. Doch der Traum ist faul, ich spüre etwas ist Falsch. Ich will davonrennen, ich will frei sein, ich will mich selbst verwirklichen. Doch wer bin ich? was will ich verwirklichen? Alle Last begleitet mich, von Deutschland über Südamerika bis Kanada, meine Last ist immer mit mir. Wo ich bin ist die Last. Ich will frei sein, ich will leben. Ich will, ich will, ich will, der egoistische Geist, er passt zu mir. Alles ist Fassade.